Wien – Reden kann er. Und lächeln. Andreas Weinberger ist seit eineinhalb Jahren für Uber tätig. Seit etwa vier Monaten ist er General Manager für Uber Österreich und löste somit Raoul Jalali ab, der im Frühjahr 2015 die Interimsnachfolge des glücklosen Johannes Wesemann angetreten hatte. Zuvor diente Weinberger in Hamburg. Wie seine Vorgänger freut auch er sich auf breiter Front: Wieder sind neue Städte, 400 weltweit, neue Länder erobert, neue Dienste etabliert worden. Drei Millionen Fahrten täglich kann der Taxidienst mittlerweile vorweisen. Das sind 35 Aufträge pro Sekunde, wie der Uber-Chef vorrechnet.

Seit Freitag sind die Fahrpreise in Wien für die Economyschiene Uber X um durchschnittlich 20 Prozent gesenkt. Einmal mehr greift Weinberger zu einem Zahlenbeispiel: Die Strecke vom Alten AKH zur Herrengasse gebe es jetzt um drei Euro. Man passe sich an das Marktumfeld, sprich, an die gesunkenen Dieselpreise an. Völlig anders sieht man das in der Wirtschaftkammer Österreich (WKO). "Was Uber betreibt, ist populistischer Kundenfang, unehrlich und geht auf Kosten der Mietwagenunternehmer und Lenker", sagt Gökhan Kesin, Fachgruppenobmann der Wiener Taxibetriebe, zum STANDARD. Je nach Gegebenheit könne sich diese Tiefpreispolitik von einem Moment auf den anderen wieder ändern. Als Beispiel nennt Kesin die Uber-Tarife der vergangenen Silvesternacht, die auf das Zehn- bis 15-Fache hochschnellten. In der WKO hagelte es daraufhin Beschwerden.

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Foto: Reuters/Kai Pfaffenbach

Uber hingegen sieht sich auf gutem Weg. Was Wien betreffe, könne man auf ein Wachstum von 25 bis 30 Prozent im vergangenen Jahr zurückblicken, sagt Weinberger. Einordnen lässt sich das jedoch nicht, zumal sich Weinberger diesmal mit Zahlen bedeckt hält. Man gebe keine Auskunft darüber, wie viele Fahrer für Uber in der Bundeshauptstadt unterwegs seien.

Fahrer als freie Unternehmer

Drei Optionen bietet der Taxidienst inzwischen in Wien an: Uber X, das auf selbstständige Mietwagenunternehmer und Mittelklassewagen setzt, Uber Black, den Limousinenservice (S-Klasse), und Uber Van (S-Klasse). Uber Pool, ein Service, das Fahrgäste mit demselben Ziel zu etwa demselben Zeitpunkt einsammelt und in 14 Städten rund um den Planeten angeboten wird, gibt es in Wien nicht. Noch nicht.

Der Preis für die Fahrdienste setzt sich aus Grundgebühr, fixem Stunden- und Kilometerpreis zusammen. Vom Fahrer kassiert Uber vom Endpreis 20 Prozent Kommission. Vom Kunden wird der Fahrer bewertet. Uber besitzt keine eigenen Fahrzeuge, arbeitet mit Mietwagenunternehmen zusammen, der Fahrer ist nicht bei Uber angestellt, sondern als freier Unternehmer tätig. Auch daran knüpft sich Kritik: Uber übe maximale Kontrolle zu minimalen Kosten aus.

Foto: apa/Geoffroy Van der Hasselt

Die sogenannte On-Demand-Economy sind Firmen, die mithilfe einer Smartphone-App Kunden und Dienstleister per digitalem Knopfdruck zusammenbringen. Uber aus San Francisco gilt als Vorreiter der Branche. Mit Geldgebern wie Google und Goldman Sachs hat das Unternehmen mit Firmengründer Travis Kalanick mittlerweile einen geschätzten Börsenwert von 60 Milliarden Dollar und ist damit in etwa gleich viel wert wie der deutsche Autobauer BMW.

Seit seiner Gründung im Jahr 2009 ist Uber mit lawinengleichen Protesten, harscher Kritik und Verboten einzelner Dienste konfrontiert: Taxler gehen weltweit auf die Straße, um gegen die ihrer Meinung nach unlauteren Methoden von Uber zu demonstrieren, des Weiteren sorgt die Steuerpolitik des Unternehmens – mit einem verzwickten Konstrukt wickelt es seine Finanz in Amsterdam ab – für Unmut. Uber Pop, ein Angebot, bei dem Privatpersonen in ihren Privatfahrzeugen Taxidienste anbieten, schlug in der Vergangenheit immer wieder Wellen, wurde verboten, mit Einschränkungen wieder zugelassen, wieder verboten und so weiter und so fort.

Doch zurück nach Wien: Laut Angaben Weinbergers wird das Uber-Angebot zur Hälfte von Touristen genutzt. Eine weltweit gleich funktionierende App schafft Vertrauen, schafft dieses, wie er sagt, "Uber-Feeling". Die seit gut einem Jahr anvisierte Expansion nach Graz oder Salzburg lässt allerdings weiter auf sich warten. Man lote noch aus und beobachte den Markt. Die Frage, wann es so weit sein könnte, lächelt Weinberger einfach weg. (Sigrid Schamall, 18.3.2016)