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Die deutsche Schule blieb auch am Freitag geschlossen.

Foto: Reuters/Sezer

Istanbul/Berlin – Die Bedrohung für deutsche Einrichtungen in der Türkei, die zu deren zeitweiser Schließung geführt hat, geht laut Medienberichten von der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) aus. Der Sender RBB berief sich dabei am Freitag auf Informationen aus deutschen Sicherheitskreisen, das Hamburger Magazin "Spiegel" verzichtete auf eine Quellenangabe.

In beiden Berichten hieß es, es sei um einen konkreten möglichen Attentäter gegangen, dessen Name bekannt sei. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts bestätigte erneut, dass am Mittwochabend von deutschen Sicherheitsbehörden belastbare Informationen zur Gefahr eines "unmittelbar bevorstehenden Angriffs" eingegangen seien. Daraufhin sei entschieden worden, die deutsche Botschaft in Ankara, das Generalkonsulat in Istanbul sowie deutsche Schulen in beiden Städten bis zum Wochenende geschlossen zu halten. Über das weitere Vorgehen werde danach entschieden.

Geheimdienste warnten

Dem "Spiegel" zufolge ging es um Warnungen des US-Geheimdienstes CIA, des türkischen Geheimdienstes MIT sowie des Sicherheitsdienstes der irakisch-kurdischen Peshmerga. Dabei seien Foto und Name eines angeblich für einen Anschlag vorgesehenen Täters aus dem IS-Umfeld an den deutschen Bundesnachrichtendienst (BND) übermittelt worden.

Die Meldung sei von den deutschen Behörden als glaubhaft eingestuft worden, hieß es im "Spiegel" weiter. Bereits seit dem 10. März gelte zudem eine Terrorwarnung für den türkischen Luftwaffenstützpunkt Incirlik, wo auch deutsche Tornado-Flugzeuge stationiert sind.

Der Sender RBB Info zitierte allerdings deutsche Sicherheitskreise auch mit der Einschätzung, die neue Warnung wegen der Botschaft und der Schulen könnte ein Fehlalarm gewesen sein, denn von dem angeblichen Attentäter fehle jede Spur. Erinnert wurde dabei an frühere ähnliche Warnhinweise, die in Hannover zur Absage eine Fußball-Länderspiels führten sowie in München in der Silvesternacht zur Räumung des Hauptbahnhofs.

Ermittlungen gegen deutsche Schule

Die türkischen Behörden einer regierungsnahen Zeitung zufolge Ermittlungen gegen die deutsche Schule in Istanbul eingeleitet. Die Schule sei dem türkischen Bildungsministerium untergeordnet, habe die Entscheidung zur Schließung aber eigenmächtig getroffen, berichtete die Zeitung "Sabah" am Freitag.

Mit der "skandalösen Entscheidung" habe sich Deutschland zum Partner von Kräften gemacht, die in der Öffentlichkeit Unruhe verbreiten wollten. Die deutsche Regierung hatte am Donnerstag wegen "sehr konkreter" Hinweise auf geplante Anschläge gegen deutsche Vertretungen in der Türkei die deutsche Botschaft in Ankara, das Generalkonsulat in Istanbul sowie die deutschen Schulen in beiden Städten geschlossen. Alle vier Institutionen blieben auch am Freitag geschlossen. Wer hinter den Drohungen steckt, ist nicht bekannt.

Zwölf Deutsche getötet

Die Sicherheitslage in der Türkei hatte sich zuletzt auch für Deutsche verschärft: Im Jänner wurden bei einem Selbstmordanschlag in Istanbul zwölf deutsche Staatsbürger getötet. Mitte Februar starben bei einem Anschlag in der Hauptstadt Ankara 30 Menschen, am vergangenen Sonntag wurden bei einem erneuten Attentat in Ankara 37 Menschen getötet.

Die US-Botschaft in Ankara warnte nun vor neuer Gewalt. Wegen des bevorstehenden kurdischen Neujahrsfestes Newroz am Montag könnten Demonstrationen und Kundgebungen in Gewalt umschlagen, warnte die Botschaft auf ihrer Internetseite. Das US-Außenministerium warnte vor einer "erhöhten Bedrohung durch terroristische Gruppen in der ganzen Türkei". Eine konkrete Anschlagswarnung gab es jedoch nicht. Die US-Botschaft hatte wenige Tage vor dem Bombenanschlag vom Sonntag vor einer erhöhten Anschlagsgefahr gewarnt.

Im südosttürkischen Diyarbakir entdeckten Sicherheitskräfte am Freitag laut einem Medienbericht ein mit Sprengstoff beladenes Fahrzeug. Sprengstoffexperten hätten die Bombe entschärft, berichtete die Zeitung "Hürriyet" in ihrer Online-Ausgabe. Das Fahrzeug sei in der Nähe eines Gästehauses der Regierung abgestellt worden. (APA, 18.3.2016)