Die Autorin als Baby.

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Die meisten Frauen meiner Generation sind in dem Bewusstsein aufgewachsen, dass sie, wenn sie es nur wollen, alles erreichen können, dass ihnen alle Türen offenstehen und dass Gleichberechtigung kein frommer Wunsch, sondern ein gesellschaftliches Versprechen ist. Wir haben zwar alle Augen und Ohren gehabt und mit ihnen auch den Gender Pay Gap, die triste Zahl von Frauen in Führungspositionen, fragwürdige weibliche Vorbilder und diese offenbar doch schwierige Geschichte mit der Vereinbarkeit wahrgenommen.

Wir dachten nur, dass wir als gut ausgebildete, engagierte, motivierte und erfolgreiche junge Frauen nichts davon zu befürchten hätten. Weil wir nämlich gleichzeitig gelernt haben, mit den Männern umzugehen, die uns in unserer Berufswelt begegnet sind. Wir haben auch gelernt, uns als Frauen zu solidarisieren, uns gegenseitig zu unterstützen und als Feministinnen gemeinsam für Gleichberechtigung in der Berufswelt zu kämpfen.

Dann sind wir Mütter geworden, und das Versprechen, alles zu erreichen, ist obsolet geworden. Weil Einkommensunterschiede, Teilzeitarbeit, Karriereaus und Unvereinbarkeit uns alle gleichermaßen treffen. Egal, ob wir an Supermarktkassen sitzen oder in Vorstandsbüros. Und weil wir Verantwortung übernommen haben. Für unsere Kinder, für unsere Partner, für uns selbst. Verantwortung zu leben heißt Träume aufgeben.

Wir Frauen Mitte 30 stehen irgendwo dazwischen. Zwischen Windelkübel, beruflichem Erfolg, Netzwerken, Beziehungen und Freundschaften. Und wir sehen klarer denn je, dass unsere Mädchenträume mittlerweile längst verblasst sind.

Dafür tun sich neue Wege auf, die anders sind. In einem Punkt aber schöner, besser und großartiger als zuvor. Weil wir sie nicht mehr alleine gehen, sondern an unseren Händen Kinder begleiten. Wie es geht, sich dabei selbst nicht zu verlieren und neue Träume zu basteln? Darüber mache ich mir jeden Tag Gedanken. Und schreibe sie auf. Dazwischen. (Sanna Weisz, 15.3.2016)