Die Reform sieht vor, dass Schüler ab der zehnten Schulstufe bei einem Fünfer in einem Fach nicht mehr das ganze Jahr wiederholen müssen.

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Wien – Auch die berufsbildenden mittleren Schulen (BMS) bekommen die Möglichkeit, die Reform der Oberstufe um bis zu zwei Jahre zu verschieben. Diese Einigung wurde bei einem Gespräch mit Lehrergewerkschaftern und Direktoren am Mittwoch erzielt, heißt es aus dem Bildungsministerium in einer Stellungnahme zum STANDARD. "Das BMBF nimmt die Sorgen und Bedürfnisse der einzelnen Schulen sehr ernst."

Bereits Anfang der Woche war bekannt geworden, dass die allgemeinbildenden höheren Schulen (AHS) eine Fristverlängerung bekommen. Gesetzlich vorgesehen ist nach wie vor ein Start der Oberstufenreform mit dem Schuljahr 2017/18. Die AHS- und BMS-Standorte, die sich noch nicht ausreichend vorbereitet fühlen, können autonom entscheiden, ob sie mit der Umsetzung der neuen Oberstufe ein oder zwei Jahre später beginnen wollen, so das Ministerium. Aus dem Bereich der berufsbildenden höheren Schulen (BHS) sei dagegen kein Wunsch nach einer Möglichkeit zur Verschiebung gekommen.

Schulversuche an 200 Standorten

Die Reform sieht vor, dass Schüler ab der zehnten Schulstufe bei einem Fünfer in einem Fach nicht mehr das ganze Jahr wiederholen müssen, eine Prüfung ist lediglich in dem Teilgebiet vorgesehen, in dem die Schüler negativ beurteilt wurden. An rund 200 Schulen – das ist etwa ein Viertel der Standorte – wird das Modell bereits erprobt. Trotzdem haben Eltern- und Lehrervertreter davor gewarnt, dass einige Schulen noch mehr Zeit brauchen, um das System umzustellen.

Jürgen Rainer, Lehrergewerkschafter für die berufsbildenden Schulen, sagt im Gespräch mit dem STANDARD: "Manche Lehrpläne sind noch nicht fertiggestellt." Er geht davon aus, dass einige berufsbildende Schulen aufgrund von Schulversuchen bereits jetzt bereit für die Oberstufenreform sind, andere aber nicht.

Bundesschulsprecher Maximilian Gnesda befürwortet eine Fristverlängerung. Ihm geht die Reform aber noch nicht weit genug. "Schüler sollten auch einzelne Fächer abwählen können, sobald sie eine Grundkompetenz erworben haben", sagt er zum STANDARD. Auch der Bundeselternverband begrüßt den Schritt des Ministeriums, macht aber auf weiteren Verbesserungsbedarf aufmerksam: "Insbesondere Lehrpläne und Verwaltungssoftware, aber auch Fragen des Wiederholens von nicht bestandenen Semesterbausteinen, müssen unbedingt verbessert, abgeschlossen und entsprechend kommuniziert sein, bevor die Einführungsfrist zu laufen beginnt." (koli, 16.3.2016)