Ein typischer Feenkreis aus Namibia, der von etlichen anderen kreisförmigen Strukturen umgeben ist.

Norbert Jürgens

Im Vergleich eine ähnliche Struktur in Westaustralien. Deutsche Forscher vermuten nun, dass nicht Termiten, sondern Prinzipien der Selbstorganisation dahinterstecken.

Foto: Stephan Getzin

Leipzig/Wien – Sie sind und bleiben rätselhaft. In manchen Regionen Afrikas überziehen sogenannte Feenkreise großflächig die Landschaft: kreisförmige kahle Flecken, die wie mit dem Zirkel gezogen scheinen und erstaunlich regelmäßig angeordnet sind. Über ihre Entstehung streiten Wissenschafter seit vielen Jahren.

Eine der jüngsten Theorien stammte von dem deutschen Forscher Norbert Jürgens (Uni Hamburg). Er ging vor etwas mehr als zwei Jahren im Fachblatt "Science" davon aus, dass Sandtermiten die Graswurzeln fressen und so das Graswachstum verringern würden. Diese Annahme wird nun in Zweifel gezogen.

Waren Feenkreise bisher nur von trockenen Graslandschaften im Südwesten Afrikas bekannt, so entdeckten Forscher um Stephan Getzin (Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig) ähnliche Phänomene im australischen Outback. Luftaufnahmen belegten, dass die Kreise ganz ähnlich angeordnet sind wie die afrikanischen: Jede der Kahlstellen ist demnach in gleichem Abstand von sechs weiteren umgeben.

Termitenmangel

Da es in der untersuchten Gegend nicht überall Termiten oder Ameisen gibt, die für die Kreise verantwortlich zeichnen könnten, muss es etwas anderes sein. Wodurch könnten die Feenkreise aber sonst entstanden sein?

Die Forscher um Getzin untersuchten die Kreise genauer und bestimmten unter anderem ihre Größe, maßen die Temperatur an der Oberfläche oder beobachteten, wie dort Wasser versickert. Die Analysen im Fachblatt "PNAS" bestätigten ihren Verdacht, dass Selbstorganisation für die Feenkreise verantwortlich sein dürfte.

Im Outback kann der spärlich fallende Regen an den extrem harten Böden nicht eindringen. Stattdessen wird das Wasser oberirdisch an die Ränder geleitet, wo es versickert und das Wachstum der Gräser begünstigt. Die kahlen Stellen bleiben kahl, weil Samen auf dem harten und heißen Boden nicht keimen können.

In Afrika sei der Mechanismus etwas anders, da würde das Wasser unterirdisch an die Ränder diffundieren, so Getzin. Das führe aber zum gleichen Vegetationsmuster, was von den Forschern im mathematischen Modell bestätigt werden konnte. (red, dpa, 14.3.2016)