Schauspieler Udo Samel macht am Sonntag und Montag einen Ausflug vom Sprechtheater auf die Konzertbühne.


Foto: Florian Rossmanith

Wien – Keine Bühne, die Udo Samel bisher betreten und nicht vom Publikum heftig akklamiert und von Kritikern gelobt erobert hätte. Ein für ihn neues Podium betritt der Schauspieler am Sonntag und Montag, wenn er im Rahmen der Reihe "Wort.Musik" sein Debüt im Gläsernen Saal des Wiener Musikvereins gibt. Zweck des Unterfangens ist es, eine historische Begegnung wiederaufleben zu lassen:

Es ist Juli 1812, als im traditionsreichen böhmischen Kur- und Badeort Teplitz zwei (mittlerweile) Giganten des deutschen Kulturlebens persönlich Bekantschaft machen. Der "herzogl. Weimarische Geh. Rat usw. usw." Johann Wolfgang von Goethe und der "Compositeur" Ludwig van Beethoven.

"Aus Liebe zum Dichter" hatte Beethoven zu jener Zeit schon zahlreiche Zeilen des Verehrten in gleich mehreren Liedsammlungen vertont. "Sein Talent hat mich in Erstaunen gesetzt; allein er ist leider eine ganz ungebändigte Persönlichkeit, die zwar gar nicht Unrecht hat, wenn sie die Welt detestabel findet, aber sie freylich dadurch weder für sich noch für andere genußreicher macht", wird Goethe später in einem Brief mit gemischten Gefühlen über den eine Generation jüngeren Mann am Klavier berichten. Zu mehr als Freundlichkeit kam es nicht.

Originaltexte mit Musik

Als "zwei Gestirne, die sich angezogen und abgestoßen haben", beschreibt Samel das wechselhafte Aufeinandertreffen. Näher ausführen wird er das in Goethe und Beethoven als Rezitator von Originaltexten der beiden sowie ihrer Zeitgenossen Karl August Varnhagen von Ense, ein Chronist der Romantik und der darauffolgenden Revolutionsjahre, und Schriftstellerin Bettina von Arnim, die maßgeblich an der Anbahnung des Kennenlernens beteiligt war.

Am instrumentalen Klangkörper: das Minetti-Quartett mit Liedern und Kammermusik Beethovens, sowie Cordelia Höfer am Klavier. Bariton Dietrich Henschel singt. (Michael Wurmitzer, 11.3.2016)