Wege ihrer Größe und ihres exotischen Aussehens werden Gespenstschrecken gerne auch als "Haustiere" gehalten – hier im Bild eine junge Australische Gespenstschrecke (Extatosoma tiaratum).

Foto: Matan Shelomi / Max-Planck-Institut für chemische Ökologie

Jena – Sie können je nach Art 30 Zentimeter und noch länger werden und sehen mitunter martialisch aus – anders als Fangschrecken wie die Gottesanbeterin sind Stab- oder Gespenstschrecken (Phasmatodea) allerdings reine Pflanzenfresser. Für diese Lebensweise haben sie sogar eine ganz besondere Eigenschaft entwickelt, berichtet das Max-Planck-Institut für chemische Ökologie in Jena.

Pflanzliche Zellwände bestehen aus vielen komplexen Polymeren, für deren vollständigen Abbau eine Vielzahl verschiedener Enzyme erforderlich ist. Dazu zählen Cellulase für den Abbau von Cellulose und Xylanase für den Abbau von Xylan. Jahrzehntelang gingen Wissenschafter davon aus, dass nur Mikroorganismen Cellulase-Enzyme produzieren können. Nun haben Jenaer Forscher aber entdeckt, dass auch Gespenstschrecken Cellulasen produzieren können, die unterschiedliche Zellwandpolymere abbauen können. Es handelt sich hier um das erste beschriebene Xyloglucanase-Enzym, das in vielzelligen Tieren nachgewiesen wurde.

Diese Fähigkeit bedeutet, dass Gespenstschrecken eine ungewöhnlich effektive Verdauung haben. Zusammen mit anderen Darmenzymen, wie Cellobiasen und Xylobiasen, kann die Darmflora dieser Insekten nahezu die komplette pflanzliche Zellwand in ihre Zuckerbestandteile zerlegen und für die Ernährung verwenden. Daher können sich Gespenstschrecken von der gleichen Blattnahrung besser ernähren als andere Pflanzenfresser. Theoretisch könnten sie sogar Holz verdauen. (red, 12. 3. 2016)