Kabul – Human Rights Watch (HRW) hat die Entscheidung der afghanischen Justiz scharf kritisiert, die Urteile wegen eines Lynchmordes an einer Frau abzumildern. Die Justiz habe in dem Verfahren zur Ermordung der jungen Afghanin namens Farchunda "versagt, angemessen zu ermitteln, die Verantwortlichen zur Verantwortung zu ziehen oder angemessen zu bestrafen", erklärte die Menschenrechtsorganisation.

Der jungen Frau war die Verbrennung des Korans vorgeworfen worden. Das Oberste Gericht in Kabul hatte am Montag die Urteile eines Berufungsgerichts bestätigt. Dieses hatte im Juli vier in dem Fall verhängte Todesurteile aufgehoben und sie in 20 beziehungsweise zehn Jahre Haft umgewandelt. Zudem wurden bei neun weiteren Angeklagten die Gefängnisstrafen abgeschwächt. Es sei "bittere Ironie", dass der "jüngste Schlag gegen die Gerechtigkeit" im Fall Farchunda am Vortag des Weltfrauentags erfolgt sei, erklärte HRW am Mittwoch.

Die 27-jährige Afghanin war im März 2015 von einer Menschenmenge in Kabul totgeprügelt worden. Ein Amulettverkäufer hatte fälschlicherweise behauptet, die junge Frau habe eine Ausgabe des Korans verbrannt, nachdem sie ihm Berichten zufolge vorgeworfen hatte, Aberglauben zu verbreiten. Eine große Menschenmenge prügelte sie daraufhin nahe einer Moschee in Kabul zu Tode. Ihre Leiche wurde in Brand gesteckt und in einen Fluss geworfen. (APA, 10.3.2016)