Bild nicht mehr verfügbar.

Überwachung wird bald auch für Private immer erschwinglicher

Foto: AP/Vibert-Kennedy

Polizei und Geheimdienste lieben IMSI-Catcher. Sie können damit ein Mobilfunknetz simulieren, mit dem sich Smartphones in einem bestimmten Umkreis befinden. Dadurch ist eine Standortbestimmung möglich, ohne dass der Nutzer das mitbekommen würde. "Sie helfen uns, Killer zu finden", sagte FBI-Chef James Comey über die Gerätschaften. Auch die heimische Polizei setzt auf die Geräte, die momentan zigtausende Euro kosten. Neben der Geräteverschlüsselung ist die Sicherheit der Mobilfunknetze der zweite große Bereich, in dem Sicherheitsbehörden Nutzer überwachen wollen.

Günstige Geräte fluten Markt

Doch was passiert, wenn IMSI-Catcher nicht mehr für rund 400.000 Dollar sondern für einen Bruchteil davon auf den Markt kommen? Experten warnen, dass uns diese Zeitenwende bald bevorsteht. Schon jetzt können versierte Bastler eigene IMSI-Catcher bauen, deren Materialien nur mit 1.400 Dollar zu Buche schlagen. In China blüht laut Bloomberg das Geschäft mit günstigen IMSI-Catchern, die zum Versand von Phishing- und Spam-SMS benutzt werden. Kurzum: Überwachungskonzerne – oft Sparten von Rüstungsunternehmen – sind nicht mehr die einzigen Anbieter der Gerätschaften.

Freunde, Familie, Arbeitnehmer

Mit dem privaten IMSI-Catcher wären Nutzer in der Lage, ihre Familienmitglieder, Freunde aber auch Angestellte ständig zu lokalisieren. Auch für Paparazzi dürfte sich das Gerät als nützliches Tool erweisen. Man benötigt nur die Handynummer eines Stars (oder seiner Begleitung), um ihn orten zu können.

IMSI-Catcher machen sich markante Sicherheitsmängel in Mobilfunknetzen zu nutze. Als Mobilfunk in den 1990er-Jahren aufkam, erkannten Hacker, dass sie über bestimmtes Radio-Equipment Gespräche abhören konnten. Anstatt die Mobilfunkbranche zu höheren Sicherheitsstandards zu verpflichten, versuchte der US-Kongress, das zum Abhören benötigte Equipment zu verbannen. Spätere Mobilfunkstandards würden mehr Sicherheit bieten – das war zumindest die Hoffnung der Politiker. Tatsächlich haben IMSI-Catcher Probleme mit LTE.

Eklatante Lücken

Doch Rüstungsunternehmen – und bald auch Bastler – nutzten einen Trick: Sie stuften die Anrufe in einer bestimmten Gegend einfach von LTE auf 2G herab, wo sie wieder abfischen konnten. Diese Option kann aber nicht abgestellt werden, da Mobilfunker sonst nicht alle Geräte beliefern könnten. Und eine Besserung der Standards ist vorerst nicht in Sicht. Es spricht also vieles dafür, dass die Privatsphäre der Nutzer demnächst weiter in große Bedrängnis gebracht werden wird. (red, 12.3.2016)