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Auch Superdelegierte müssen an die Wahlurne.

Foto: AP Photo/Nick Ut
  • Wie sind die Superdelegierten entstanden?

Die Superdelegierten sind ein Kind der Achtziger, genauer gesagt der Ära des glücklosen demokratischen Präsidenten Jimmy Carter. Ted Kennedy, Spross von Amerikas mächtigster Politdynastie, setzte dem unter anderem von der Iran-Krise geschwächten Präsidenten die gesamte Vorwahlsaison 1980 hindurch stark zu. Der Senator gewann zehn der 34 Vorwahlen und Caucuses und dachte bis zuletzt nicht daran aufzugeben. Auf dem Parteitag der Demokraten im New Yorker Madison Square Garden im August setzte Kennedy schließlich zum Frontalangriff an und versuchte Carters gewählte Delegierte auf seine Seite zu ziehen.

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Obwohl Kennedys Appell letztlich ohne Erfolg blieb und ein geschwächter Carter gegen die konservative Ikone Ronald Reagan ins Feld zog, hinterließ sein charismatischer Auftritt auf dem Parteitag Chaos innerhalb der Partei – und führte schließlich zur zweiten desaströsen Niederlage der Demokraten innerhalb von zehn Jahren.

Denn auch die Niederlage des Parteilinken George McGovern zehn Jahre zuvor war noch nicht vergessen. Bei den Vorwahlen 1972 hatte McGovern zwar die Mehrheit der Delegierten überzeugt, aber nur ein Viertel der demokratischen Wähler hinter sich gebracht. Es folgte ein Debakel gegen den republikanischen Amtsinhaber Richard Nixon – und eine noch nie dagewesene Zersplitterung der Demokratischen Partei. Diese beiden Debakel sollten sich nach Ansicht der Parteioberen nicht wiederholen.

  • Wozu gibt es sie?

Die Superdelegierten müssen im Gegensatz zu den gewählten Delegierten in den einzelnen Staaten keine Rücksicht auf die Wahlergebnisse nehmen, sondern können sich ihren Kandidaten frei aussuchen. Sie sollten der Parteiführung damit mehr Macht bei der Auswahl der Präsidentschaftskandidaten geben und unklare Mehrheitsverhältnisse bereinigen. Je länger ein Kopf-an-Kopf-Rennen im Wahlkampfjahr dauert, desto größer wird der Einfluss dieser ungebundenen Stimmen.

Im Sommer 1982, als bei den Demokraten noch Wunden geleckt und schnelle Lösungen gesucht wurden, erschien diese Reform opportun. Bis heute haben die Superdelegierten die – wenngleich eher theoretische – Macht, demokratische Mehrheiten für einen Kandidaten abseits des Parteimainstreams auszuhebeln. Freilich gilt als oberste Maxime, dass sie stets das "Interesse der Partei" im Auge haben, wie es offiziell heißt. Kritiker bemängeln die zweifelhafte Transparenz dieses Wahlmodus, der einigen wenigen nicht gewählten Delegierten die Rolle des Züngleins an der Waage verleiht.

  • Und 2016?

Von den aktuell 4.763 Delegierten werden 4.051 von den Wählern in den einzelnen Bundesstaaten bestimmt, 712 gelten als Superdelegierte. Dieser Pool speist sich aus zwei Gruppen: einerseits prominente gewählte Demokraten, etwa Präsident, Vizepräsident und Kongressmitglieder, andererseits etwa Bürgermeister und Mitglieder demokratischer Vorfeldorganisationen.

Einige dieser mächtigen Abgeordneten haben sich aber bereits festgelegt: 461 wollen für Hillary Clinton stimmen, 25 für Bernie Sanders. So reichen Sanders nach dieser Rechnung also keine knappen Siege gegen Clinton in den Bundesstaaten, sondern der Abstand muss groß genug sein, um die Superdelegierten der früheren Außenministerin wettzumachen.

In der Praxis halten sich die Superdelegierten aber meist an den oder die Führende im Rennen um die Nominierung. So auch der heute 91-jährige Ex-Präsident Carter, der 2008 schließlich selbst als Superdelegierter fungierte. Er ließ keinen Zweifel daran, dass er Barack Obama, Sieger der Vorwahl in seinem Heimatbundesstaat Georgia, ins Weiße Haus verhelfen wollte. (Florian Niederndorfer, 10.3.2016)