Wenn es Ziel der jüngsten Nordkorea-Sanktionen war, das Regime zum Einlenken zu bewegen, dann hat das vorerst gewiss nicht funktioniert. Stattdessen kommen Pjöngjangs schrille Drohungen nun im Tagesrhythmus: Nach Atom- und Raketentests, durch die sich die internationale Gemeinschaft zum Handeln motiviert sah, folgten nach Beschluss der Strafmaßnahmen die Ankündigung eines Nuklearkriegs und die Präsentation einer verkleinerten Atombombe. Schüsse Richtung Süden gab es ebenfalls, wenn auch vorerst nicht auf konkrete Ziele.

Freilich: Die Sanktionen sind auch nicht darauf ausgerichtet, Pjöngjang von heute auf morgen friedlich zu stimmen. Fraglos ist, dass sie bei strikter Umsetzung das Land noch stärker als bisher unter Druck setzen werden. Und sie werden dem zarten Wirtschaftsaufschwung ein jähes Ende setzen. Das trifft zumindest die Bevölkerung hart.

Wenn Pjöngjang aber nichts zu verlieren hat, senkt das die Hemmschwelle. Nordkoreas Führung ist zwar totalitär und inhuman, aber nicht so irrational, wie ihr schräges Auftreten annehmen lässt. Sie vermutet völlig zu Recht: Zeigt sie Schwäche, wird sie nicht lange Bestand haben. Im ziemlich weiten Kreis um Machthaber Kim Jong-un muss fast jeder befürchten, dessen Sturz politisch oder gar physisch nicht zu überleben. Dazu, Kim von außen unter Druck zu setzen, gibt es kaum appetitliche Alternativen. Es trägt aber zu einer Situation bei, die immer schwerer kalkulierbar ist. (Manuel Escher, 9.3.2016)