Die sinnbefreite Seite wird zum Rorschachtest für Facebook-Nutzer

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Es gibt eine Myriade an bizarren Facebook-Seiten, aber "Fuck Österreich" schlägt sie wohl alle. Lediglich zwei Postings wurden von der "Facebook-Gemeinschaft" gepostet, beide stammen aus dem Juni 2010. "Fuck österreich !!!!!!!!!!", lautet der erste, kurz darauf folgte "alle ausländer sollen gäfellt mir sagen !!!". Anstatt dass diese Seite ihren wohlverdienten Abgang im digitalen Nirwana fand, absolvierte sie jedoch eine unglaubliche Karriere: Sie wurde von Ausländerfeinden entdeckt, die diese Postings für bare Münze nahmen und die anonymen Seitenbetreiber mit Beschimpfungen eindeckten.

Über 1.100 Kommentare

Erstaunlicherweise zieht sich das bis heute, also sechs Jahre später, durch. Der letzte Kommentar stammt von Dienstag, 8. März – und zeigt ein Schlauchboot voller Flüchtlinge mit der Überschrift "Wo ist der Weisse Hai, wenn man ihn braucht?!" Insgesamt ergatterten beide Postings über 1.100 Kommentare. Immer wieder gibt es längere Strecken, in denen sich niemand von den sinnbefreiten Aussagen provozieren lässt. Doch ein einziger neuer Kommentar sorgt dann für eine Kettenreaktion, die weitere Nutzer anlockt. "Fuck Österreich? Haben die Juden auch gesagt – und jetzt?", schreibt etwa ein Facebook-Nutzer.

Kommentare führten zu Prozessen

Einer jener ausländerfeindlichen Nutzer musste sich vergangene Woche sogar vor Gericht verteidigen. Er hatte unter den Kommentar "alle ausländer sollen gäfellt mir sagen!!!" ein Hakenkreuz gepostet. Deshalb war ihm Wiederbetätigung vorgeworfen worden. Vor Gericht verteidigte sich der 25-jährige nun, dass er "betrunken" gewesen sei und ihn die Seite "provoziert habe." Der Grund: "Dass dort gegen Österreicher geschimpft wird, hat mich sehr aufgeregt", berichten die Oberösterreichischen Nachrichten. Die Geschworenen sprachen ihn mit 6 zu 2 Stimmen frei, obwohl auf seinem Mobiltelefon weitere "fragwürdige" Bilder gefunden worden seien. Die Staatsanwaltschaft verzichtete auf Berufung.

Die von der Grünen Bildungswerkstatt mitfinanzierte Initiative "Stoppt die Rechten" hat nun angekündigt, weitere Anzeigen gegen Nutzer auf "Fuck Österreich" zu prüfen. Meldungen bei Facebook hätten nicht zum Erfolg geführt, daher sollen nun Verfassungsschutz und Staatsanwaltschaft eingeschaltet werden. (red, 9.3.2016)