Wien – Anlässlich des Internationalen Frauentags haben sich Parteien und Organisationen am Dienstag mit ihren Anliegen zu Wort gemeldet. Die Frauensprecherinnen setzten mit Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) ein gemeinsames Zeichen gegen Gewalt. Der ÖGB forderte ein Ende der Ungleichbehandlung am Arbeitsmarkt.

Immer und überall

"Gewalt gegen Frauen – in welcher Form sie auch immer auftritt – ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Menschenrechtsverletzung. Sie muss auf das entschiedenste verurteilt und bekämpft werden – immer und überall", erklärt Nationalratspräsidentin Bures in einer Aussendung. Ziel der gemeinsamen Aktion mit den Frauensprecherinnen (außer dem Team Stronach) war es, gegen sexualisierte Gewalt aufzutreten und Respekt für Frauen einzufordern.

Decken und Wände

Mehr Gerechtigkeit auf dem Arbeitsmarkt fordert ÖGB-Vizepräsidentin und Frauenvorsitzende Renate Anderl. Frauen werden von der "gläsernen Decke" an Karriere und beruflichem Aufstieg gehindert; es gebe aber auch die "gläsernen Wände", die Frauen von bestimmten Berufen fernhalten. "Frauen sind überrepräsentiert in Berufen mit niedrigen Einkommen, das ist einer der Hauptgründe für den Gender Pay Gap", erklärte Luca Visentini, Generalsekretär des Europäischen Gewerkschaftsbundes.

Frauen seien in der Wirtschaft auf dem Vormarsch, auch wenn manchmal ein höheres Tempo bei dieser Entwicklung wünschenswert wäre, meinte Wirtschaftskammer-Generalsekretärin Anna Maria Hochhauser: "Dazu braucht es aber keine Zwangsbeglückung, sondern die richtigen Rahmenbedingungen, damit Beruf und Familie besser vereinbar sind."

Bessere Einkommensberichte

Der Österreichische Frauenring pocht auf eine Nachschärfung bei den verpflichtenden Einkommensberichten. Diese seien zwar ein Schritt in die richtige Richtung gewesen, jetzt brauche es allerdings weitere Schritte, um endlich mehr Einkommensgerechtigkeit zu schaffen. So brauche es etwa zusätzliche Kriterien und Standards in den Berichten und eine Verpflichtung zur Berichtslegung für Betriebe ab 20 Mitarbeitern, forderte Vorsitzende Sonja Ablinger.

Die Forderung nach Gleichstellung sei eine immer noch zu bewältigende politische und soziale Herausforderung, stellt Volkshilfe Präsidentin Barbara Gross fest. Länder mit ausgeglichenem Geschlechterverhältnis seien ökonomisch und sozial balancierter sowie kulturell innovativer, so Gross. Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe, weist anlässlich des Frauentags zudem auf die Situation der Flüchtlinge hin. Frauen und Kinder seien auf der Flucht Gewalt und sexueller Ausbeutung ausgeliefert. Er fordert daher spezifische Maßnahmen, um ihre Sicherheit zu erhöhen.

Väterbeteiligung wanted

Der Familienbund macht zum Frauentag auf die Väterbeteiligung aufmerksam und produzierte YouTube-Clips mit Schauspieler Cornelius Obonya zu diesem Thema. "Verstärkte Väterbeteiligung in den Familien hat viele positive Wirkungen. Gerade auch in Fragen der Gleichberechtigung", erklärt Familienbundpräsident Bernhard Baier.

Die Clip-Serie des Familienbundes soll u.a. der Wirtschaft Lust auf Väterkarenz machen
Familienbund Österreich

Die ÖH Uni Wien betonte, dass ein Tag im Jahr nicht ausreicht, um Chancengleichheit zu ermöglichen. Zudem wurde darauf hingewiesen, dass Sexismus und sexualisierte Übergriffe in den vergangenen Monaten und Jahren auch an den Universitäten zum Alltag gehörten. "Das Problem heißt Patriarchat", so die ÖH. (APA, red, 8.3.2016)