Foto: Citroën
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Legendär ist inzwischen die Befehlsausgabe von Pierre-Jules Boulanger, durch die er 1934 die Erschaffung der Ente, des Citroën 2CV, in Auftrag gab. Konstrukteur André Lefèbvre solle ein einfaches und billiges Auto bauen, das Platz für zwei Bauern in Stiefeln, einen Sack Kartoffel und etwas Wein biete. Der Wagen soll sehr sparsam sein und bis zu 60 km/h schnell, leicht zu fahren und selbst schlechte Wege so passieren können, dass ein Korb mit Eiern keinen Schaden nimmt. Ach ja, noch was: Wie der Wagen dann aussieht, war Boulanger komplett egal.

Ein Scheinwerfer, keine Rückspiegel

Der Prototyp war so spartanisch aufgebaut, dass er wie ein Zyklop daher kam. Mit einem Scheinwerfer war dem Gesetz genüge getan, also hatte der TPV – so nannten die Franzosen den Prototypen – auch nur einen. Den Rest der Ausstattung kann man sich, darauf aufbauend, leicht vorstellen. So brauchte der Wagen etwa keinen Anlasser, weil die Bauern ja eh verheiratet sind, und die Frau die Kurbel betätigen kann.

Ein früher 2CV, mit Reseverad auf der Motorhaube.
Foto: Citroën

Flaminio Bertoni – nicht zu verwechseln mit dem italienischen Autodesigner Giovanni Bertone – der später mit seiner Zeichenarbeit für die Göttin, die DS, in den Designer-Olymp aufsteigen wird, nahm sich, Ende der 1930er-Jahre, dem Äußeren des TPV an und zeichnete die Ente.

Rund fünf Millionen 2CV sollten von 1949 bis 1990 vom Band laufen. Eine Erfolgsgeschichte, deren Glanz bis heute strahlt.. Eine Ente ist ein Kultauto. Wer eine hat, hegt, pflegt und behübscht sie nach eigenem und eigenwilligen Geschmack.

Eine doch recht eigenwillig hergerichtete Ente.
Foto: Citroën

Erstaunlich ist dieser Erfolg nicht zuletzt, weil auch zwei Fahrzeuge, von genau dem Kuchen etwas abhaben wollten, den Lefèbvre für Boulanger aufgehen ließ. Da war zum einen der Renault 4, der 1961 kam und alles ein wenig besser konnte als die Ente. Er war stärker, praktischer, größer und er war erfolgreich.

Zum anderen wollte aber Citroën seinen Kuchen selber verzwicken, und nicht Konkurrent Renault mit der eigenen Idee füttern, und brachte einen Konkurrenten zum R4. Die Dyane. Sie war die bessere Ente. Mitunter heißt es auch, die Dyane hätte den 2CV ablösen sollen.

Die Dyane konnte alles besser als die Ente, außer sich verkaufen. Das konnte die Ente viel besser.
Foto: Citroën

Jedenfalls: Die Basis blieb gleich. Ente. Aber in der Dyane gab es mehr Rundumsicht, sie war etwas größer und komfortabler. Die Heckklappe war größer, der Innenraum hochwertiger und weiter. Und trotzdem konnte Citroën nicht einmal 1,5 Millionen Stück von der Dyane absetzen.

Lieber Ente als Dyane

Vielleicht lag es auch daran, dass wenn man schon spartanisch fahren musste, es gleich zum Dogma machte und den eindeutigsten Weg ging. Das hält übrigens bis heute an. Auch wenn beide Fahrzeuge schon lange nicht mehr gebaut werden, ist eine Ente als Oldtimer gefragt, eine Dyane kriegt man allerdings schon um die Hälfte eines vergleichbaren 2CV.

Dieser Umstand trägt dann auch so Blüten, dass Dyane-Besitzer kurzerhand zur Werkzeugkiste greifen, der Dyane die Flügel abmontieren und sie gegen die der Ente tauschen. Motorhaube und Stoßstange detto. Dann sieht der Laie eine Ente und der Hype vorm Kaffeehaus kann losgehen.

Das Fenster in der C-Säule gibt es in der ersten Generation der Dyane noch nicht.
Foto: Citroën

So ähnlich hat das auch Harald Schobesberger gemacht. Er kaufte sich bei einem deutschen Entenzüchter eine 1981er-Acadiane, also die Nutzi-Version der Dyane. Die hat mehr als vier Meter Länge, ist keine 700 Kilogramm schwer und hat ein Nutzvolumen von weit mehr als zwei Kubikmetern. Sogar mit Europaletten nimmt es eine Acadiane auf. Nur, sie schaut eben aus wie die Dyane. Bis man Haube und Flügel und Stangl tauscht.

Acadiane – Reiseente

"Meine Ente hat 80.000 KM drauf und ist in einem top Zustand. Wir haben ihr aber die Kotflügel, Stoßstangen und Motorhaube der Ente verpasst", erzählt Harald Schobesberger. "Ursprünglich war geplant, die Ente nur für Werbeeinsätze bei Veranstaltungen zu verwenden. Dann kam aber die Idee, ihr die große weite Welt zu zeigen." Ein logischer Schluss, wenn man weiß, das Harald Schobesberger Reiseveranstalter ist. Und ein weiterer logischer Schluss, wenn man sich an die Reise-Ente erinnert, die Sparversion eines Wohnmobils, zu denen die Acadiane umgebaut wurde.

Die Acadiane von Harald Schobesberger.
Foto: Schobesberger

Harald Schobesberger nimmt es jetzt natürlich nicht ganz so genau mit dem Enten-Begriff, wenn er unter dem Titel "Pekingente" eine 54 Tage dauernde Reise von Salzburg nach Peking veranstaltet. Er richtet sich dabei an Menschen, deren erstes Auto, wie bei ihm, ein 2CV war. Aber es sind natürlich auch alle anderen 2CV-, Dyane- und Acadiane-Besitzer eingeladen. Wenn sie sich die Reise leisten können. 30.000 Euro ruft Harald Schobesberger pro Zweier-Team für die Reise auf. Ja, da fährt man dann selbst und mit seiner eigenen Ente.

Um 30.000 Euro mit der Ente nach Peking

"Zielgruppe sind Menschen meines Alters – ich bin 55. Diese Generation ist jetzt meist in einer gehobeneren Postion und diese Leute können es sich finanziell und zeitlich so eine Reise leisten. Denken Sie dabei nur an Ärzte oder sonstige Akademiker. Aber auch viele andere sehen solch eine Reise als Lebenstraum und sehen es als Das Abenteuer ihres Lebens", hofft Harald Schobesberger.

Citroen

Er selbst fährt natürlich auch mit, auf der 14.000 Kilometer langen Reise, von 20. 08. bis 12. 10., mit seiner 30 PS starken Acadiane. Zusammengestellt hat er die Tour gemeinsam mit China-Tours, die diesbezüglich bereits viel Erfahrung haben. Auch mit lahmen Enten, wollen wir wissen? "Es fährt ein Begleitwagen mit Anhänger mit, der die flügellahme Ente Huckepack nimmnt. Anders wie bei den neuen Autos kann man bei einer Ente alles selber herrichten. Wir haben einen eigenen 2CV-Mechaniker mit, der alle Reparaturen machen kann. Wird die Ente zu Schrott gefahren, ist es natürlich aus und wir organisieren für den Teilnehmer die Rückreise", erklärt Harald Schobesberger.

Wer bis zum Schluss durchhält der muss dann nicht mit dem 2CV auf eigene Faust wieder zurück fahren. Die Rückreise macht die Ente dann in der Dose. Im Container werden die Enten dann nach Hamburg verschifft. (Guido Gluschitsch, 9.3.2016)