Kraterauge mit Lidschatten: Das dunkle Auswurfmaterial um den Einschlagskrater Basho auf dem Merkur ist stark kohlenstoffhältig.

Foto: Nasa / Johns Hopkins / Carnegie Institution

Baltimore/Wien – Wer eine der dunkelsten Welten im Sonnensystem sehen will, muss nicht lange auf die Suche gehen: Paradoxerweise leuchtet sie fast jede Nacht direkt über unseren Köpfen. Nur seiner schieren Größe verdankt der Mond seine vermeintliche Helligkeit. Tatsächlich entspricht seine Albedo – also das Maß, in dem er auf ihn treffendes Sonnenlicht zurückstrahlt – ungefähr dem einer asphaltierten Straße.

Unter den großen Himmelskörpern des Sonnensystems weisen nur zwei eine noch geringere Albedo auf als der Erdmond: der Zwergplanet Ceres und der Planet Merkur. Allerdings haben sie durchaus unterschiedliche Wege auf die dunkle Seite beschritten, berichten US-Forscher im Fachmagazin "Nature Geoscience".

Die Staubdecke des Mondes, der sogenannte Regolith, ist stark eisenhältig. Dieser Lichtschlucker ist jedoch auf der Merkuroberfläche kaum vorhanden, wie man aus spektroskopischen Untersuchungen weiß. Als Alternative zu Eisen hatten Astronomen schon länger Kohlenstoff im Verdacht. Ein Team um Patrick Peplowski von der Johns Hopkins University glaubt nun auch herausgefunden zu haben, woher dieser stammt: nicht von Kometeneinschlägen eingeschleppt, sondern aus Merkurs höchsteigenem Baumaterial.

Ehe die Nasa-Sonde Messenger Ende April 2015 auf dem Merkur zum Absturz gebracht wurde, hatte sie den Planeten eng genug umkreisen können, um seine Oberflächenschicht wesentlich detaillierter zu untersuchen als bisher. Es bestätigte sich, dass diese viel mehr Kohlenstoff enthält als etwa jene von Erde und Erdmond – genug, um den Merkur abzudunkeln. Darüber hinaus zeigte sich, dass sich der Kohlenstoff rings um Krater besonders stark konzentriert. Hier wurde durch Einschläge Material wieder hochgeschleudert, das in anderen Regionen unter jüngeren Ablagerungen zum Großteil verborgen wurde.

Die Forscher vermuten, dass sich an solchen Stellen die ursprüngliche Kruste des Merkurs offenbart: eine Kruste aus Grafit, die entstand, als die übrigen Mineralien bei ihrer Kristallisation im Magmaozean des noch jungen Planeten versanken, Grafit jedoch an der Oberfläche trieb. Studienkoautor Larry Nittler betont, dass dies nur ein weiterer auf einer langen Liste von Punkten ist, in denen sich der innerste Planet von all seinen Nachbarn unterscheidet. (jdo, 8.3.2016)