Andreas Pflüger, "Endgültig", € 20,60 / 459 Seiten, Suhrkamp-Verlag, Frankfurt/Main 2016

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Man möchte eine blinde Elitepolizistin als Hauptfigur eines Thrillers für einen effektheischenden Gag halten. Schließlich überbieten Krimiautoren einander an bizarren Einfällen. Aber Andreas Pflüger zeigt, dass es auch anders geht.

Gerade wegen ihrer Einschränkung nimmt Jenny Aaron Dinge wahr, die Kollegen nicht erspüren. Sie hat sich diese Fähigkeiten nach ihrer Verwundung bei einem fehlgeschlagenen Einsatz mit Disziplin aneignen müssen. Mit Fingerschnipsen und dem zurückkommenden Echo orientiert sie sich in Räumen, Veränderungen in der Stimme sind für sie erkennbar, sie hat sogar ihr Schießtraining wieder aufgenommen.

Pflüger erklärt im Nachwort, wie er sich über Sehbehinderungen schlaugemacht hat. Aber all das würde noch keinen Pageturner ausmachen. Pflüger hat aber Routine in Sachen Spannung. Als Drehbuchautor beherrscht er das Genre. Jenny gerät in ein raffiniertes Rachedrama, das nicht so endet wie erwartet. Der Autor verspricht einen weiteren Aaron-Roman. Möge er sich sputen. (Ingeborg Sperl, Album, 8.3.2016)