Linz – Könnte der Bundeskanzler direkt gewählt werden, bekäme FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache mehr Stimmen als Amtsinhaber Werner Faymann: Strache käme (wie schon im Dezember) auf 22 Prozent der Stimmen, Faymann auf 18 und ÖVP-Chef Vizekanzler Reinhold Mitterlehner läge etwa gleichauf mit Faymann mit 17 Prozent. Vor etwas mehr als einem Jahr, im Februar 2015, war Mitterlehner von einem doppelt so großen Anteil der Befragten ins Kanzleramt gewünscht worden. Danach ging es stetig bergab, bis zu einem Tiefpunkt im Dezember 2015 mit nur je zwölf Prozent für Faymann und Mitterlehner.

Nun ist das alles Theorie, der Bundeskanzler wird ja nicht direkt gewählt.

Hundstorfer und Khol auf Lugner-Niveau

Direkt gewählt wird allerdings der Bundespräsident – und da sieht es in der aktuellen Market-Umfrage für den Standard (400 Wahlberechtigte wurden in der Vorwoche befragt, die Fragen sind in der Grafik dokumentiert) für die Kandidaten der Koalition derzeit auch nicht rosig aus.

Ex-Sozialminister Rudolf Hundstorfer kommt in dieser Umfrage auf neun Prozent, ein weiteres Prozent der Befragten sagt auf Nachfrage (die jenen gestellt wird, die sich bei der Frage nach ihrer Präferenz unentschlossen gezeigt haben), dass Hundstorfer am ehesten infrage käme.

Auf ähnlichem Niveau sind die Werte für den ÖVP-Kandidaten Andreas Khol: Sieben Prozent der Befragten würden "aus heutiger Sicht" Khol wählen, auch er gewinnt in der Nachfrage einen Prozentpunkt dazu.

Mobilisierung fehlt noch

Das ist ein ähnliches Niveau, wie es auch Richard Lugner erreicht. Market-Institutsleiter David Pfarrhofer sagt dazu: "Man darf daraus nicht schließen, dass Khol und Lugner gleich schlechte Chancen haben, die Wahl zu gewinnen. Der Wahlkampf ist noch gar nicht richtig angelaufen, und man darf die Wahlkampfmaschinen von SPÖ und ÖVP nicht unterschätzen: Da werden noch viele angesprochen werden, die jetzt unentschlossen sind oder einen anderen Kandidaten bevorzugen. Auch die FPÖ wird sich im Vergleich mit den anderen Parteien schwertun, für Norbert Hofer zu mobilisieren – für die Frau Griss gilt das noch viel mehr."

Die ehemalige OGH-Präsidentin Griss hat am Wochenende ihre erste Österreich-Tour in Tirol (mit Unterstützung der ÖVP-Abspalter Fritz Dinkhauser und Elisabeth Zanon) abgeschlossen. In der Market-Umfrage erreicht die Selfmade-Kandidatin 15 Prozent (keine weiteren Prozente in der Nachfrage) – das ist ähnlich gut wie der in den Rohdaten führende Grün-Kandidat Alexander Van der Bellen (17 plus 1) und der vor allem in der Nachfrage starke FPÖ-Kandidat Hofer (14 plus 4).

Van der Bellens Stärke nutzt Grünen bisher nicht

Ob Hofer davon profitieren kann, dass die FPÖ bei der Sonntagsfrage zur Nationalratswahl (mit hochgerechneten 32 Prozent) deutlich besser in der Wählergunst liegt als die SPÖ (23 Prozent) und die ÖVP (22 Prozent)?

Pfarrhofer ist da vorsichtig: "Die Stärke der FPÖ ist nicht zuletzt eine Stärke der Person Strache. Strache hat in der Kanzlerfrage mehr Zulauf als Hofer in der Präsidentenfrage. Es ist schwer zu sagen, ob Hofer der FPÖ nutzt und umgekehrt – sicher ist nur, dass Van der Bellens Popularität bisher nicht auf die Grünen abfärbt – da ergibt die Hochrechnung ein Stagnieren bei 14 Prozent und neun Prozent für Eva Glawischnig in der Kanzlerfrage. Ich würde im Moment noch keine Wetten abschließen, wer letztlich in die Stichwahl kommen wird und welcher Partei der Wahlausgang letztlich nutzen wird."

Spekulation Stichwahl

DER STANDARD wollte wissen, welche Kandidaten (bei möglichen Mehrfachnennungen) denn überhaupt für wählbar gehalten werden – auch dieses Ergebnis ist in der Grafik klar abzulesen: Van der Bellen (30 Prozent), Hofer (28) und Griss (26) liegen auf ähnlichem Niveau.

Hundstorfer und Khol liegen mit 20 beziehungsweise 19 Prozent klar dahinter, und den Baumeister Lugner halten überhaupt nur zwölf Prozent für allenfalls wählbar.

Kandidatenliste noch offen

Nur etwa drei Prozent können sich derzeit vorstellen, einen anderen Kandidaten zu wählen als die immer wieder Genannten.

Allerdings: Laut einem Bericht der APA hatte bis Sonntag noch keine Bewerberin und kein Bewerber die nötigen Unterschriften für eine Kandidatur beisammen. Die Bewerber der Nationalratsparteien wissen demnach nicht, wie viel Unterschriften sie bisher haben. Irmgard Griss hat "gut die Hälfte", Elfriede Awadalla etwas weniger – und Richard Lugner hält es für möglich, diesmal zu scheitern. 1998 hatte Lugner die Kandidatur mit 8279 Unterschriften locker geschafft. Schwer tun sich die Steirer: Gernot Pointner hat "leider bis dato noch viel zu wenige" Unterschriften beisammen.

Die Energetikerin Karin Kolland ortet großes Interesse an ihrer Kandidatur, nannte aber keine Zahl. Der pensionierte Richter Martin Wabl fürchtet schon jetzt, auch in seinem vierten Anlauf an den 6000 Unterstützungserklärungen zu scheitern. (Conrad Seidl, 7.3.2016)