Christian Wehrschütz, Balkan-Korrespondent des ORF. Ein Revisionsbericht belastet einen Mitarbeiter aus seinem Büro.

Foto: STANDARD / Corn

Wien – In Krisen- und Kriegsgebieten, aus denen Christian Wehrschütz für den ORF berichtet, hilft oft nur Bargeld weiter. Bei einer Behebung für Wehrschütz von einem ORF-Konto verschwanden nach STANDARD-Infos rund 30.000 Euro. Der Bericht der internen Revision belastet einen Mitarbeiter des Wiener ORF-Korrespondentenbüros in der ORF-Generalintendanz, geleitet von Roland Adrowitzer.

Wenn Wehrschütz Bargeld für seine Einsätze braucht, hebt er sie nach Infos aus dem ORF meist selbst in Absprache mit dem Korrespondentenbüro in Wien ab.

30.000 Euro gesucht

Jedenfalls einmal erledigte das zuletzt ein Mitarbeiter des Wiener Korrespondentenbüros für Wehrschütz. Und dieses Mal sollen nach Informationen des STANDARD aus mehreren Quellen rund 30.000 Euro vom Radar des ORF verschwunden sein.

Der interne Revisionsbericht besagt nach STANDARD-Infos: Wehrschütz erbat einen einstelligen Tausenderbetrag – den er nach eigenem Bekunden auch erhalten hat. Die übrigen 30.000 will er nicht erhalten haben. Laut nicht näher präzisierten Infos über den Revisionsbericht sollen neben den Aussagen weitere Indizien hier gegen den Mitarbeiter sprechen, der dienstfrei gestellt wurde.

"Staatsanwaltschaft wird eingeschaltet"

Der ORF bestätigt auf Anfrage die STANDARD-Infos über die Vorgänge und den Revisionsbericht. Der ORF will die Staatsanwaltschaft damit befassen, erklärt ein Unternehmenssprecher: "Der ORF ergreift alle internen und rechtlichen Maßnahmen, um den Sachverhalt endgültig zu klären. Auf Basis der Ergebnisse der internen Revision wird somit auch die Staatsanwaltschaft eingeschaltet, um in weiterer Folge allfällige dienstrechtliche Konsequenzen zu ziehen und allenfalls Schadenersatzansprüche geltend zu machen."

Die kaufmännische Administration des Korrespondentenbüros wurde nach Infos des STANDARD nun neu organisiert, Adrowitzer ist offenbar nicht mehr für die Abrechnung zuständig.

Nach Bekanntwerden der recht üppigen Barbehebung wurden zunächst offenbar ORF-Zahlungen auf dienstliche Konten für Wehrschütz' Büro bis zu der Neuorganisation gestoppt. Ein ORF-Sprecher erklärt auf Anfrage, Wehrschütz habe weiterhin wie alle anderen Korrespondenten "Handlungsvollmacht" über seinem Büro zugeordnete Konten.

Zur Entscheidung beim General

Im ORF ist nach STANDARD-Infos aber noch eine weitere Untersuchung der internen Revision über die Gebarung von Korrespondenten Thema; ob sie tatsächlich durchgeführt wird, müsste nun – Stand: vorige Woche – ORF-Chef Alexander Wrabetz entscheiden.

Vorwurf falscher Belege

Was soll da noch untersucht werden? Nach Informationen des STANDARD Abrechnungen von Balkan- und Ukraine-Korrespondent Wehrschütz abseits der etwas zu großzügigen Barbehebung für ihn. Gegenstand der noch zu entscheidenden Prüfung sind Behauptungen über fragwürdige Belege.

Die Belege schickte das Kiewer ORF-Büro an die Buchhaltung in Wien. Ein Teil davon soll in Wien angekommen, aber dann im ORF verschwunden sein, sagt eine Quelle. Und: Belege sollen in der Buchhaltung des ORF-Büros in Kiew anders, etwa mit anderen Beträgen, verbucht sein, als sie dann später in der Wiener Buchhaltung eingetragen wurden.

Laut einer ORF-Quelle soll es da um "Kleinbeträge" gehen, deutlich geringer als der verschwundene Barbetrag. Angaben einer anderen ORF-Quelle, es gehe da in Summe um deutlich mehr als die 30.000 Euro, ließen sich bisher nicht erhärten.

Die STANDARD-Anfrage zu dieser zweiten, noch nicht beauftragten Untersuchung der Revision kommentierte ein Sprecher des ORF nicht. Er könne dazu keine Angaben machen. Eine schriftliche Anfrage bei Wehrschütz zum Thema interne Revision blieb vorerst ohne Reaktion. (fid, 7.3.2016)

Update mit Reaktionen:

Wehrschütz: "Habe mich stets völlig korrekt verhalten"