1. Wurde das Sommermärchen gekauft?

Nein, zumindest gibt es laut Freshfields-Ermittlern dafür bislang keine eindeutigen Beweise. Der Stimmenkauf könne aufgrund der lückenhaften Akten- und Informationslage aber auch nicht ausgeschlossen werden. Dicke Fragezeichen bleiben: Bewiesen ist die aus Deutschland initiierte Zahlung von rund 6,7 Millionen Euro im Jahr 2002 über Umwege an Mohamed bin Hammam. Angeblich als Vorleistung für den 170-Millionen-Zuschuss von der Fifa. Der katarische Geschäftsmann und Strippenzieher saß damals im Exekutivkomitee des Weltverbands und in der Fifa-Finanzkommission. Er ist inzwischen aber wegen zahlreicher Korruptionsvorwürfe lebenslang gesperrt. Die Fifa selbst sah nichts von den überwiesenen Millionen.

2. Also gab es das Darlehen von Robert Louis-Dreyfus?

Ja. Der inzwischen verstorbene Ex-Adidas-Chef überwies zehn Millionen Schweizer Franken auf das Verteilerkonto. Neu ist: Auf das gingen auch sechs Millionen Schweizer Franken von einem Oder-Konto des WM-OK-Chefs Franz Beckenbauer und dessen Berater Robert Schwan. Diese sechs Millionen gingen zuerst komplett nach Katar, dann sechs der zehn Louis-Dreyfus-Millionen zurück an Beckenbauer. Die restlichen vier Millionen kamen dann ebenfalls bei bin Hammam an. Der bestreitet den Eingang der Zahlung vehement.

3. Hat der DFB die Rückzahlung an Louis-Dreyfus vertuscht?

Ja, und laut Freshfields auch bewusst. Es stehe fest, dass die Zahlung in Höhe von 6,7 Millionen Euro im Jahr 2005 vom WM-Organisationskomitee an die Fifa bewusst falsch deklariert worden ist. Sie war als Betrag für die Fifa-Eröffnungsgala ausgewiesen, aber für Robert Louis-Dreyfus gedacht. Der Weltverband leitete die Summe am gleichen Tag an das Dreyfus-Konto weiter – offenbar in Absprache mit Theo Zwanziger und Horst R. Schmidt. Deshalb ermittelt die Frankfurter Staatsanwaltschaft, es geht um die Falschangabe in der entsprechenden Steuererklärung 2005.

4. Wer hatte wann Kenntnis von der Verschleierung?

Das ist "teilweise strittig", sagen die Ermittler. In jedem Fall habe Ex-Generalsekretär Horst R. Schmidt von dem tatsächlichen Verwendungszweck gewusst, bei allen anderen – vor allem bei Zwanziger – gebe es Indizien in beide Richtungen. Tendenz: Schmidt hat bestimmt keinen Alleingang gestartet. Beim im Herbst als DFB-Präsident zurückgetretenen Wolfgang Niersbach seien die Ermittler "trotz schwerwiegender Bedenken" zu dem Ergebnis gekommen, dass der 65-Jährige 2005 nicht zwingend wusste, dass das Geld an Louis-Dreyfus gehen sollte.

5. Was ist mit dem Vertrag mit dem Jack Warner?

Dieser bleibt laut Freshfields "rätselhaft". Der Vertrag "trat formal wohl nicht in Kraft". Die von Beckenbauer unterzeichneten Zusagen an den früheren Fifa-Vize seien aber "jedenfalls teilweise erbracht" worden. Der wirtschaftliche Gegenwert des Vertrags habe sich laut Schmidt auf 10 Millionen Mark belaufen. (red, sid, 4.3.2016)