St. Pölten – Am Domplatz in St. Pölten sind die im Jahr 2010 begonnenen archäologischen Ausgrabungen nach der Winterpause wieder aufgenommen worden, sie sollen bis 2018 dauern. Parallel dazu werde an der Planung und vorbereitenden Baumaßnahmen für die Neugestaltung des Domplatzes gearbeitet, hieß es von Seiten der Stadt.

Bisherige Funde

Im Vorjahr war – neben Überresten von Bestattungen, darunter eine frühmittelalterliche Grabstätte, die mit einer "wunderschönen Scheibenfibel" ausgestattet war – ein Spektrum an bis in die Neuzeit reichenden Funden zum Vorschein gekommen. Für die Römerzeit hervorzuheben seien eine fast vollständig erhaltene Fußbodenheizung, ein spätantiker Brunnen sowie eine den römischen Verwaltungspalast einrahmende Porticus (Säulengang), die über ein Fundament aus Hunderten kleinen Rundhölzern errichtet wurde.

Weiters wurden zwei Sammelgräber mit weit über 100 Individuen und mehrere Familiengräber freigelegt. Entdeckt wurden auch Gruben, in denen Glocken für die ehemalige Klosterkirche, den heutigen Dom, gegossen wurden.

Die Zahl der bisher geborgenen menschlichen Überreste liegt derzeit bei 9.821 Individuen (davon 3.104 im Vorjahr), die fast alle anthropologisch untersucht sind. Auf dem Domplatz, einst Zentrum der römischen Siedlung Aelium Cetium, befand sich ab der Mitte des elften Jahrhunderts bis Ende des 18. Jahrhunderts ein Friedhof.

Neuer Fokus

Heuer werden sich die Arbeiten auf jenen Bereich konzentrieren, wo sich die ehemalige Doppelkapelle bzw. der Karner befand. Durch die Errichtung der Aussichtsplattform und andere Veranstaltungen werde dem großen Interesse der Bevölkerung an den Grabungen wieder Rechnung getragen.

"Von den archäologischen Ausgrabungen wissen wir, dass im nördlichen Bereich des Domplatzes zur Zeit Aelium Cetiums ein römisches Badehaus stand, das in seiner Form und Größe einzigartig im gesamten Römischen Reich war und später als Kirche verwendet wurde", so Bürgermeister Matthias Stadler. Daher sollten die archäologischen Befunde auch präsentiert, ein architektonischer Akzent gesetzt und dazu ein gastronomisches Angebot geschaffen werden.

Archäologisch begleitet werden darüber hinaus diverse Bauvorhaben in Niederösterreichs Landeshauptstadt. Dabei wurde unter anderem in Pottenbrunn im Vorfeld eines geplanten Wohnbauprojektes ein bisher unbekanntes mittelbronzezeitliches kleines Gräberfeld entdeckt. In der Maximilianstraße kamen auf einer Fläche von 10.700 Quadratmetern Siedlungsspuren vom späten Neolithikum, der frühen und mittleren Bronzezeit, sowie der römischen Kaiserzeit zutage. (APA, 4. 3. 2016)