Gerhard Roth erhält den Großen Österreichischen Staatspreis 2016.

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Wien – "Das Schweigen der Lämmer, und sei es noch so friedlich, kann nicht der Maßstab für die Grenzen der Toleranz sein", so Gerhard Roth, als er 1994 den Toleranzpreis des Buchhandels erhielt. Deshalb schrieb er. Dabei hätte der 1942 Geborene eigentlich Arzt werden sollen. Doch geboren und groß geworden in der Stadt des Forum Stadtpark und der Literaturzeitschrift manuskripte, zog es ihn immer mehr zu jenen und zum Wort. Seit den frühen 1970ern formulierte sich Roth mit seinem Prosawerk immer tiefer hinein in die deutschsprachige Literatur.

Freude über "späte Auszeichnung"

In einer ersten Stellungnahme zur Zuerkennung des Großen Österreichischen Staatspreises, der damit erstmals seit 2012 wieder an einen Autor geht, freut sich der 73-Jährige "über die späte Auszeichnung". Die mit 30.000 Euro dotierte Ehrung sei für ihn auch eine "Versöhnungsgeste. Ich habe ja lange Zeit sehr harte Kritiken in Österreich bekommen." Das lag daran, dass Roth in seinen Romanen und Stücken ebenso wie in Reportagen, Essays und Interviews stets klare politische Haltung beweist und nie darauf erpicht war, sich Freunde zu machen.

Ausgiebig setzt Roth sich – Erfundenes und Gefundenes sowie Dokumentarisches und Fiktionales und die literarischen Gattungen mischend – stattdessen mit dem Zeitgeschehen und der Vergangenheit, der nationalen wie der eigenen, auseinander. Etwa in den Zyklen Archive des Schweigens und Orkus, die einen Gutteil dieses (von der Faszination für Ränder geprägten) Werkes einnehmen. Neben "Erinnerungsarbeit" lobte Minister Josef Ostermayer jenes in einer Aussendung zur Preisbekanntgabe daher auch als "Abenteuerreise".

Zuletzt erschienen ist Grundriss eines Rätsels (2014). Roth lebt in Wien und der Südsteiermark. (Michael Wurmitzer, 4.3.2016)