Angst sucht Kraft?

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Wer sich schwach fühlt, sucht die Nähe zum Stärkeren, der Schutz verspricht. So weit, so einleuchtend. Dass dieses recht archaisch klingende Programm auch heute noch die Partnersuche mancher Menschen prägt, mag erstaunen. Und doch scheint es genau so zu sein – zumindest wenn man den Forschungsergebnissen der Neurowissenschafterin Hannah Ryder von der Universität von Leicester glaubt. Ryder konnte zeigen, dass sich Frauen, die besonders viel Angst davor haben, Opfer von Kriminalität zu werden, eher körperlich starke und dominant wirkende Partner suchen.

Selbstwahrnehmung sticht Realität

Dabei scheint die Selbstwahrnehmung der Frauen als besonders gefährdet die Partnerwahl zu prägen – und nicht real existierende Bedrohungen. Anders formuliert: Selbst wenn die Verbrechensgefahr für sie gering ist, fühlen sich ängstliche Frauen eher zu "starken Männern" hingezogen. "Die von den Frauen selbst wahrgenommene Verletzbarkeit beeinflusst die Suche nach einem physisch dominanten Mann", sagt Ryder. "Die Frauen mit diesem Partnerwunsch fühlen sich ängstlicher, verletzlicher und glauben eher, Verbrechensopfer zu werden – unabhängig von der realen Bedrohung."

Stabiler Zusammenhang

So beeinflussen der Forscherin zufolge auch äußere Faktoren wie der soziale Niedergang eines Stadtviertels den Zusammenhang nicht.

Ryder und ihr Team konfrontierten die Probandinnen mit Aufnahmen von Verbrechen und befragten sie, für wie wahrscheinlich sie es halten, Opfer davon zu werden. Parallel dazu wurde das körperliche Erscheinungsbild der Partner der Probandinnen analysiert. Die Kombination dieser Daten ergab, dass ängstliche Frauen sich signifikant öfter starke Männer suchten. Die Studie wurde im Fachjournal "Evolution and Human Behaviour" publiziert. (lima, 4.3.2016)