Kommt ein Kind, gehen Frauen in Teilzeit. Bei Männern wird ihr berufliches Engagement durch Kinder kaum beeinflusst.

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Wien – Vor allem Frauen mit Kindern unter 15 Jahren arbeiten in Österreich in Teilzeit, das geht aus den jüngsten Daten der Statistik Austria hervor. Dabei verdienen Frauen nicht nur durch Teilzeit deutlich weniger als Männer, was sich insgesamt in geringeren Pensionen und einem höheren Armutsrisiko niederschlägt.

Im Jahr 2014 waren 46,9 Prozent der erwerbstätigen Frauen teilzeitbeschäftigt. Bei den 25- bis 49-jährigen Frauen mit Kindern unter 15 Jahren hatten sogar 67,3 Prozent einen Teilzeitjob, bei Männern sind es nur 5,6 Prozent. Frauen sehen in der Teilzeitbeschäftigung häufig die einzige Möglichkeit, neben den Betreuungsaufgaben einer Erwerbstätigkeit nachzugehen, während das berufliche Engagement von Männern durch Kinder kaum beeinflusst wird.

Väter in Vollzeit, Mütter in Teilzeit

Parallel zum Anstieg des Bildungsniveaus der Frauen hat sich die Erwerbstätigenquote der 15- bis 64-jährigen Frauen von 59,7 Prozent (2004) auf 66,9 Prozent (2014) erhöht. Damit liegt die Erwerbsbeteiligung der Frauen deutlich über dem EU-Durchschnitt von 59,5 Prozent. Diese Zunahme ist aber in erster Linie auf die steigende Zahl von Teilzeitbeschäftigten zurückzuführen. Die Teilzeitquote bei Frauen erhöhte sich im selben Zeitraum von 37,6 auf 46,9 Prozent. Nur in Deutschland und den Niederlanden arbeiteten noch mehr Frauen in Teilzeit. Bei 44,6 Prozent der Paare mit Kindern unter 15 Jahren ging 2014 die Frau einer Teilzeit- und der Mann einer Vollzeitbeschäftigung nach (2004: 34,8 Prozent).

Teilzeitbeschäftigung wird häufig als Ursache für die großen Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern angeführt. Gemessen an den mittleren Bruttojahreseinkommen 2014 verdienten Frauen insgesamt um 38,9 Prozent weniger als Männer (2004: 40,6 Prozent). Auch eingeschränkt auf ganzjährig Vollzeitbeschäftigte lagen die Bruttojahreseinkommen der Frauen 2014 um 18,0 Prozent unter jenen der Männer (2004: 22,5 Prozent). Im Zehn-Jahres-Vergleich ist der Lohnunterschied damit leicht rückläufig.

Armutsrisiko in Ein-Eltern-Haushalten

Auch im EU-Vergleich zählt Österreich zu den Ländern mit den größten Lohnunterschieden. Vergleicht man die durchschnittlichen Bruttostundenverdienste von Frauen und Männern in der Privatwirtschaft, betrug der vergangene Woche von Eurostat publizierte Gender Pay Gap in Österreich 22,9 Prozent (2006: 25,5 Prozent). Es ist dies der vorletzte Platz in der EU (16,1 Prozent).

Niedrige Erwerbseinkommen und Versicherungsverläufe, die vor allem durch Kindererziehung Lücken aufweisen, führen auch zu niedrigeren Pensionen. Laut EU-SILC 2014 waren 22 Prozent der alleinlebenden Pensionistinnen, aber nur zwölf Prozent der alleinlebenden Pensionisten armutsgefährdet. Ein-Eltern-Haushalte – es sind fast ausschließlich Frauen mit Kindern – haben mit 34 Prozent das höchste Armutsrisiko aller Haushaltstypen. (APA, 11.3.2016)