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Sayaka Osakabe, Gründerin des Matahara Netzwerks, setzt sich gegen die Diskriminierung Schwangerer ein.

Foto: Reuters / Yuya Shino

Sayaka Osakabe ist mit ihrem Kampf gegen die Diskriminierung von Frauen im Berufsleben über Japan hinaus eine Berühmtheit geworden. 2015 wurde sie mit dem Women in Courage Award des US-Außenministeriums für ihren Kampf gegen die Diskriminierung von Frauen am Arbeitsplatz ausgezeichnet.

Zweimal erlitt die Zeitschriftenredakteurin eine Fehlgeburt, weil ihr Chef nicht bereit war, ihr während der Schwangerschaft eine kürzere Arbeitszeit zuzugestehen. Während der zweiten Schwangerschaft erschien er bei ihr zu Hause und forderte sie auf, den Kinderwunsch aufzugeben oder den Job zu beenden, weil ihre Schwangerschaft in der Firma Ärger verursache. Eine zweite Fehlgeburt war die Folge.

Netzwerk Matahara

Als sie wieder arbeitete, war eine der ersten Fragen ihres Chefs, ob sie mit ihrem Mann wieder Sex habe. Daraufhin quittierte die Journalistin den Job und gründete das Matahara (Maternal Harassment) Network. Das Netzwerk gewann Zulauf von vielen Frauen in ganz Japan, die wegen ihrer Schwangerschaft am Arbeitsplatz diskriminiert wurden. Inzwischen gewannen Osakabe und eine andere Frau des Netzwerks Diskriminierungsklagen vor dem Obersten Gericht, die sie gegen ihre ehemalige Firma angestrengt hatten.

Matahara ist jetzt in Japan in aller Munde. Das Problembewusstsein für die Diskriminierung Schwangerer, aber auch für die sexuelle Diskriminierung von Frauen ist gewachsen. Premierminister Shinzo Abe hat sich zum obersten Frauenfreund aufgeschwungen und das Ziel ausgegeben, dass Frauen bis 2020 30 Prozent aller Managementposten besetzen sollen. Das wurde inzwischen aber wieder auf 15 Prozent reduziert, weil zu wenig Frauen Karriere machen wollen.

Bis heute geben 60 Prozent der Frauen, nachdem sie Mutter geworden sind, ihren Vollzeitarbeitsplatz auf. Sie wollen nicht die auf dem Karriereweg geforderten 40 bis 60 Überstunden im Monat ableisten, wenn sie zu Hause immer noch den Großteil der Hausarbeit und Kindererziehung zu leisten haben.

Frauen, so könnte man sagen, brauchen als Schwangere und Mütter, deren Kinder bisweilen krank werden, flexiblere Arbeitsplatzregelungen, für die in japanischen Firmen bis heute kein Platz ist. Alle müssen immerfort zur selben Zeit arbeiten, sonst bricht der soziale Unfriede in der Firma aus.

Tatsächlich müssten die Flexibilisierung und die Reduzierung der Arbeitszeit aber auch für die Männer gelten, für die so die Voraussetzung für eine vermehrte Teilhabe an der Hausarbeit und Kindererziehung geschaffen würde. (Siegfried Knittel aus Tokio, 5.3.2016)