Irgendwo zwischen Bär, Kleinbär und Otter: So in etwa soll Kolponomos clallamensis – eine der bislang zwei identifizierten Kolponomos-Arten – ausgesehen haben.

Illustration: Ken Kirkland

Die Analyse ergab, dass Kolponomos seine Kiefer ähnlich einem Flaschenöffner eingesetzt haben dürfte:

Foto: AMNH/J. Tseng, C. Grohé, J. Flynn
Illustration: AMNH/J. Tseng, C. Grohé, J. Flynn

New York – Säugetiere hat es immer wieder ins Meer gezogen. Sich diesen Lebensraum zunutze zu machen, ist offenbar eine recht erfolgreiche Strategie, wie Wale, Robben, Seekühe und Seeotter zeigen.

Außer diesen rezenten Tiergruppen hat es jedoch auch einige Anläufe gegeben, denen nur vorübergehender Erfolg beschieden war. Mittlerweile ausgestorben sind beispielsweise die optisch am ehesten noch an Flusspferde erinnernde (mit diesen aber nicht verwandte) Ordnung der Desmostylia oder das große, nach Seegras tauchende Faultier Thalassocnus.

Bäriger Muschelfresser

Ein weiteres Beispiel ist der "Meer-Bär" Kolponomos, der vor etwa 20 Millionen Jahren an der Nordwestküste Nordamerikas lebte und sich von Muscheln und anderen Schalentieren ernährte. Die Tiere dürften etwas über einen Meter lang gewesen sein und einen kräftigen Körperbau gehabt haben – und entsprechend ihrer Nahrung ein noch kräftigeres Gebiss.

Zu diesem Thema haben Forscher am American Museum of Natural History nun neue Röntgenuntersuchungen an Fossilien von Kolponomoskiefern durchgeführt und anschließend Computersimulationen zur Beißkraft des Tiers erstellt. Wie die Forscher in den "Proceedings of the Royal Society B" berichten, stellten sie dabei Parallelen zur bekannten Säbelzahnkatze Smilodon fest.

Eigene Überlebensnische

Kolponomos dürfte gefressen haben, indem er sich mit seinem Unterkiefer gleichsam verankerte, dann den Kopf kraftvoll nach vorne rucken ließ und so die Muscheln von Felsen abriss: Ähnlich einem Flaschenöffner – aber eben auch ähnlich einer Säbelzahnkatze, auch wenn das System hier auf eine völlig andere Nahrungsquelle angewandt wurde.

Die Art der Nahrung entsprach der von heutigen Seeottern, welche jedoch auf ganz andere Weise an ihre Beute kommen: Sie lösen Muscheln mit ihren Pfoten oder sogar mit Werkzeugen vom Untergrund, ehe sie sie dann im Maul knacken. Kolponomos hatte also seine ganz eigene Nische gefunden, so die Forscher.

Die Parallelen zu Smilodon sind kein Hinweis auf eine Verwandtschaft, sondern ein Fall von konvergenter Evolution, wie die Forscher betonen. Seit die ersten Kolponomos-Fossilien in den 1960er-Jahren gefunden wurden, ist zwar immer noch rätselhaft, welchen Platz im Stammbaum der Raubtiere genau der Meer-Bär einnahm. Als sicher gilt jedoch, dass er nicht zu den Katzen-, sondern zu den Hundeartigen gehörte, also zu jener vielfältigen "Hälfte" der Raubtiere, zu der außer Hunden auch Marder, Bären und Robben zählen. (jdo, 2. 3. 2016)