Damit es sich in den Ambulanzen etwas weniger staut, sollen Patienten zu Erstversorgungszentren in Spitalsnähe umgeleitet werden.

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Wien – Der Zeitplan war irgendwann Makulatur. Bis Ende März 2015 sollte sich via Ausschreibung ein wagemutiges Ärzte-Dreierteam zusammenfinden und die gemeinsame Arbeit am zweiten Wien-weiten Pilotprojekt für Erstversorgungszentren, der "Primary Healthcare SMZ-Ost", aufnehmen.

Jetzt, rund ein Jahr nach der ersten Ausschreibung, ist es endlich so weit, wie DER STANDARD aus informierten Kreisen erfuhr: Nach drei missglückten Anläufen haben sich sogar mehr als drei Allgemeinmediziner gefunden, die sich um den auf fünf Jahre befristeten Vertrag bewerben.

Ärztekammer und Sozialversicherung bestätigen das auf Anfrage. Der Wiener Ärztekammerchef Thomas Szekeres sagt im Gespräch mit dem STANDARD: "Das war eine schwere Geburt." Aber auch wenn die Standesvertretung gegen das seit Herbst angekündigte Primärversorgungsgesetz mobilmacht, findet Szekeres in diesem konkreten Fall: "Alles, was zur Verbesserung der Situation für die Patienten beiträgt, ist zu begrüßen."

Zwei Dreiergruppen als Bewerber

Der Kammer sei es gelungen, einzelne Ärzte bereits im Bewerbungsverfahren zusammenzubringen, sodass jetzt sogar zwei Dreierguppen zur Auswahl stehen. Von deren Zusatzausbildungen und Vorerfahrung hängt nun ab, wer letztlich den Zuschlag bekommt. Am Standort SMZ-Ost will man sich etwa verstärkt um Diabetespatienten kümmern.

Einzig die Raumfrage bereitet Szekeres noch Sorgen. Denn das PHC muss laut Ausschreibungskriterien "im Umkreis von 170 Metern des Haupteingangs SMZ-Ost" liegen, "als genaue Lokalisation dient die äußere Schiebetür".Da würden nicht mehr so viele Objekte infrage kommen, was den Preis hochtreiben könnte.

Bei der Gebietskrankenkasse sieht man dieses Problem nicht, der Standort stehe längst fest, das neue PHC werde auf einem Rohdachboden direkt gegenüber dem Spital unterkommen. WGKK-Chefin Ingrid Reischl sagt auf Anfrage des STANDARD: "Ich freue mich sehr, dass der vierte Anlauf jetzt gelungen ist. Wir wünschen uns damit definitiv eine Entlastung des SMZ-Ost." Bis "spätestens Herbst" solle das PHC den Betrieb aufnehmen.

Ein Prozent der Wiener soll im PHC versorgt werden

Damit kommt die Sozialversicherung auch ihrem mit der Stadt Wien vereinbarten Ziel näher, bis Ende 2016 ein Prozent der Bevölkerung in PHCs zu behandeln. Alleine mit dem seit längerem im Probebetrieb laufenden PHC Mariahilf decke man 0,83 Prozent der Bevölkerung ab, das eine Prozent wolle und werde man also "übererfüllen".

Das solle ihr Pochen auf eine generelle gesetzliche Regelung aber nicht mindern, sagt Reischl. Die langwierige Suche nach interessierten Ärzten habe gezeigt, "wie schwierig es ist, auf Basis eines Pilotversuchs, der auf fünf Jahre befristet ist, Bewerber zu finden". (Karin Riss, 2.3.2016)