Wenn schon Integration, dann auch auf architektonischer Ebene", sagt Architekt Paul Drakl über seinen Integrationswohnbau.

Foto: Manfred Seidl

"Da muss ich nicht lange nachdenken", sagt Alfred Petritz, Geschäftsführer des gemeinnützigen Wohnbauträgers Migra. "Wenn Sie mich nach unserem besten Integrationsprojekt der letzten Jahre befragen, dann muss ich auf unser Wohnhaus auf dem Wiener Nordbahnhof-Areal verweisen." 30 der insgesamt 99 Wohnungen im 2013 fertiggestellten Gebäude sind für Flüchtlinge bestimmt. Das Integrationshaus, das diese Wohnungen betreibt, hat im Erdgeschoß sogar eine eigene Beratungsstelle eingerichtet.

"Aufgrund unseres thematischen Schwerpunkts haben wir hier einen überproportional hohen Anteil an Ein-Zimmer-Wohnungen zwischen 35 und 40 Quadratmeter", so Petritz. "Dieses Angebot richtet sich an anerkannte Asylantinnen und Asylanten, aber auch an subsidiär Schutzberechtigte." Hinzu kommen eine Familienberatungsstelle und eine Wohngemeinschaft für Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 16 Jahren, die von der MAG ELF betreut wird. "Ein wichtiges Puzzlestück im Projekt", wie der Migra-Chef betont.

Kleine, leistbare Garçonnièren

"Wir wussten, dass die ursprüngliche Beratungsstelle des Integrationshauses schon längst viel zu klein war, daher haben wir diese Institution bereits im Bauträgerwettbewerb mit an Bord genommen", erinnert sich Paul Drakl, Projektleiter bei Hoffmann Janz Architekten.

"Natürlich haben wir im Wohnungsmix ganz speziell darauf geachtet, dass es viele kleine, leistbare Garçonnièren gibt. Abgesehen davon jedoch, muss ich ganz ehrlich gestehen, haben wir auf das Thema des interkulturellen Wohnens nicht besonders Rücksicht genommen." Wenn schon Integration und Inklusion, so Drakl, dann eben auch auf architektonischer Ebene.

Von außen ist dem Wohnhaus seine besondere Nutzung in keinster Weise anzusehen: Stahlbetonbau, weißer Vollwärmeschutz, lange, lineare Balkone. Die gelbe Lochblechverkleidung, die etwas unregelmäßig über die Fassade verteilt ist, soll das strenge Erscheinungsbild des langen Riegels etwas auflockern. Fassadenplatten in Holzoptik haben nach Auskunft des Architekten die Aufgabe, etwas Wärme, etwas Geborgenheit anschaulich zu machen.

Mietzins von 7,55 Euro

Die Baukosten bei diesem Projekt konnten auf unter 1300 Euro pro Quadratmeter reduziert werden. Davon profitieren auch die Mieter: Der Mietzins liegt bei 7,55 Euro pro Quadratmeter, und während der Eigenmittelanteil bei geförderten Mietwohnungen mit Kaufoption in dieser Lage in der Regel zwischen 400 und 500 Euro pro Quadratmeter kursiert, konnte er hier auf 398 Euro gesenkt werden. Eine Hausbetreuerin, die früher selbst im Integrationshaus in der Engerthstraße wohnte, kümmert sich nun um die alltäglichen Belange der Multikultibewohnerinnen. (woj, 3.3.2016)