Eines von fünf Covern der Zeitschrift "Eltern" im Februar

Foto: Eltern

Fünf verschiedene Cover, die eine möglichst große Bandbreite an unterschiedlichen Arten von Müttern porträtieren sollen: Das plante die Zeitschrift "Eltern" mit ihrer Februar-Ausgabe. "Warum jede Mutter die beste für ihr Kind ist", lautete die Schlagzeile, zu der auf einem Cover auch eine Mutter mit Kopftuch zu sehen war. Während anfangs positives Feedback kam – etwa aus der türkischen Community – begann wenige Wochen später das Postfach des Verlags mit wütenden E-Mails überzugehen. Darunter waren teilweise üble Beleidigungen und Morddrohungen gegen verantwortliche Redakteure zu finden.

Rechtsextremer Blog startet Shitstorm

Bald war klar, dass ein Blogeintrag des rechtsextremen Querfront-Magazins "Politically Incorrect" den xenophoben Mob auf die "Eltern"-Redaktion gelenkt hatte. Diese hatte Leser über das Coverfoto informiert und anschließend Kontaktadressen bereitgestellt. Kurz nach dem Blogbeitrag– und schon damit einige Wochen nach Erscheinen der Ausgabe- begannen die Beleidigungen. ""Ich kann damit umgehen, wenn man mir an den Kopf wirft, dass ich vergast gehöre, dass ich eine Schande für mein Volk sei oder an die Wand gestellt werden sollte. Es kann aber nicht sein, dass unbeteiligte Mitarbeiter der Telefonzentrale beleidigt und angepöbelt werden. Da hört es für mich auf", sagt Chefredakteurin Marie-Luise Lewicki im Interview mit dem Branchenblatt Meedia.

Nicht der erste xenophobe Mob

Wütende Protestler sollen etwa in der Redaktion angerufen haben, um dann minutenlang arabische Musik in voller Lautstärke in den Telefonhörer zu leiten. Außerdem gab es Boykott-Aufrufe gegen "Eltern" und "Gruner & Jahr". Es ist nicht der erste rechtsradikale Mob, der gegen Unternehmen vorgeht: Vergangenes Jahr wurde beispielsweise die Supermarktkette Spar beschimpft, weil dort testweise "Halal"-Fleisch verkauft worden war. Außerdem gab es Proteste gegen den Schokohersteller Lindt, weil Nutzer eine orientalische Krippe für eine Moschee hielten. Für die Organisatoren des Shitstorms erweist sich die Aktion jedoch als Schuss ins Knie – denn "Eltern" kündigte an, künftig noch stärker auf die muslimische Community einzugehen. (red, 1.3.2016)