Vatikanstadt – Das Journalismusdrama "Spotlight" über die Enthüllung von Kindesmissbrauch in der US-Kirche durch ein Zeitungsteam hat nicht nur den Oscar für den besten Film erhalten, sondern auch eine Art Segen von höchster Stelle: Das Drama sei "überzeugend", zugleich aber keineswegs "antikatholisch", schrieb die Vatikan-Zeitung "Osservatore Romano" am Montag.

Der Film sei eine "gute Erzählung" darüber, wie Kirchenvertreter die Autorität der Kirche ausnutzten, um Unschuldige zu missbrauchen, heißt es in dem Leitartikel. Den Appell, der im Rahmen der Oscar-Zeremonie in der Nacht zum Montag an Papst Franziskus gerichtet wurde, wertete die Zeitung zugleich als "positives Signal": "Es gibt noch Vertrauen in die Institution und in den Papst, der die von seinem Vorgänger begonnene Reinigung fortsetzt."

Der Film "Spotlight" von Regisseur Thomas McCarthy basiert auf wahren Ereignissen: 2002 hatte ein Team investigativer Reporter des "Boston Globe" einen massiven Kindesmissbrauchsskandal in der US-Kirche aufgedeckt. Co-Produzent Michael Sugar sagte nach dem Erhalt des Oscars, der Film gebe den Opfern eine Stimme, "und durch den Oscar könnte diese Stimme zu einem Choral anschwellen, der bis zum Vatikan erklingt". An Papst Franziskus richtete er die Mahnung, es sei "Zeit, die Kinder zu schützen und den Glauben wiederherzustellen". (APA, 1.3.2016)