Wien – Der ORF bringt anlässlich des Weltfrauentags am 8. März einen trimedialen Programmschwerpunkt in Fernsehen, Radio und Online. Im Zentrum stehen dabei starke weibliche Persönlichkeiten der Vergangenheit und Gegenwart, wie der öffentlich-rechtliche Sender mitteilte.

Frauenthemen aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten in den kommenden Tagen der "dok.film", "Thema", der "Report", "Weltjournal/WELTjournal +" und der "Kulturmontag". Auch die "heute"-Familie, die ORF-Landesstudios, die Radios und das ORF.at-Netzwerk werden sich dem Thema widmen. In ORF III gibt es am 5. März einen "zeit.geschichte"-Themenabend, 3sat bringt am 8. März eine "Lange Nacht der Mädchengeschichten".

"Zum Nachdenken anregen"

"Wir zeigen nicht nur die aktuelle Situation in Österreich wie in den 'heute'-Sendungen und diskutieren das Thema Quote bei Barbara Karlich, sondern wollen auch zum Nachdenken anregen – mit preisgekrönten Filmen wie 'Die Fremde' über das berührende Schicksal einer Migrantin zwischen zwei Welten", so Zechner weiter. Zu den Highlights zählen dabei die "Universum History"-Verfilmung des Spionagefalls Margarethe Ottillinger am 4. März (22.45 Uhr, ORF 2) sowie das "kreuz und quer"-Porträt "Käthe Leichter. Eine Frau wie diese" (Bild) am 8. März (22.30 Uhr, ORF 2).

Foto: ORF/Dor Film/© Familienarchiv Franz und Kathy Leichter

Spionagevorwürfe gegen Ottillinger

Der Fall Margarethe Ottillinger lag jahrzehntelang im Dunkel der Geschichte Österreichs. Die erst 29-jährige Wirtschaftsexpertin und Sektionschefin wurde am 5. November 1948 an der Ennsbrücke verhaftet, in ein russisches Gulag-Lager verschleppt und zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Der Vorwurf: Spionage für die USA. Der Fall erregte zwar großes Aufsehen – die wahren Hintergründe sind jedoch bis heute nicht ganz geklärt.

Der Historiker Stefan Karner hat unter Verschluss gehaltene KGB-Verhörprotokolle aufgearbeitet und stieß dabei auf bisher unbekannte Details. Klaus T. Steindls Film "Margarethe Ottillinger – Die Frau, die zu viel wusste" rollt den Spionagefall mit Ursula Strauss in der Titelrolle (Bild) auf und dokumentiert die Leistung der späteren ÖMV-Vorstandsdirektorin für die Republik in der Aufbauzeit nach dem Zweiten Weltkrieg.

Foto: ORF/Epo Film/Petro Domenigg

"kreuz und quer" über Käthe Leichter

"kreuz und quer" porträtiert unterdessen die Wissenschafterin, Politikerin und Frauenrechtlerin Käthe Leichter, die 1925 das Frauenreferat der Wiener Arbeiterkammer übernahm und daraus das weltweit erste Zentrum der Frauenforschung machte. Als Sozialwissenschafterin vollzog sie anhand von Interviews und Massenumfragen einen Perspektivenwechsel: Sie sprach selbst mit den Frauen und bezog sie in ihre Untersuchungen ein. Und sie wusste sich der neuen Kommunikationsformen Film und Radio für ihre reformpolitischen Anliegen zu bemächtigen, wie die ORF-Journalistin Helene Maimann in ihrer Doku zeigt.

Nach dem "Anschluss" wurde Leichter verhaftet. Als Frauenrechtlerin, Intellektuelle, Radikale, Jüdin und Widerständlerin war sie das geborene Feindbild der Nazis. Leichter wurde Ende 1939 ins KZ Ravensbrück deportiert und im März 1942 ermordet.

Kampagne

Begleitet wird der Programmschwerpunkt zum Weltfrauentag von der Kampagne "Gewalt gegen Frauen – GEHT.GAR.NICHT.". Bundespräsident Heinz Fischer, der Schauspieler Harald Krassnitzer, "ZiB 2"-Anchorman Armin Wolf, Kabarettist Robert Palfrader sowie die Musiker Nazar und Wanda treten dabei in TV-Spots auf und beziehen laut ORF-Fernsehdirektorin Zechner "klar und unmissverständlich Stellung" gegen Gewalt gegen Frauen. (APA, 1.3.2016)

Foto: RF/Dor Film/© Familienarchiv Franz und Kathy Leichter