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Stefan Koubek fährt mit großem Optimismus nach Portugal.

Wien – Stefan Koubek kann überhaupt nichts falsch machen. Er wird am Freitag Dominic Thiem in Guimarães das Handtuch reichen. Und natürlich auch Gerald Melzer, dem zweiten Einzelspieler. "Selten noch habe ich ein so gutes Gefühl gehabt", sagt der Daviscupcaptain. Sonntagfrüh ist die Mannschaft nach Portugal geflogen, ohne Thiem, der hatte etwas Besseres zu tun, in Acapulco das Turnier zu gewinnen. Doppelspezialist Alexander Peya saß auch nicht im Flieger, er hatte etwas Schlechteres zu tun, gemeinsam mit Philipp Petzschner das Endspiel in Acapulco zu verlieren. Die beiden werden spätestens am Mittwoch in Guimarães sein.

"Natürlich ist der Jetlag ein Wahnsinn, aber Thiem wird das wegstecken. Da mache ich mir keine Sorgen", sagte Koubek und stimmte Lobgesänge an: "Großartig. Phänomenal. Jahrhunderttalent. Es hat bei ihm klick gemacht. Bei mir war das leider nie der Fall." Eine andere Geschichte, ein anderes Lied.

Gerald Melzer hat sich auch gemausert, der 25-Jährige gewann heuer drei Challenger, kratzt an den Top 100. "Natürlich stehe ich im Schatten von Thiem. Einfach beeindruckend, was er abliefert. Ich denke, das ist bei weitem noch nicht das Ende der Fahnenstange." Der vierte Mann im Team ist Dennis Novak, der 22-Jährige steht erstmals im Aufgebot: "Das ist ein Traum, eine Ehre."

Von Thiem lernen

Novak ist mit Thiem eng befreundet, die beiden wurden 1993 in einem Wiener Neustädter Spital innert einer Woche geboren. Novak war fünf Tage früher dran. In der Weltrangliste drückt sich das freilich nicht aus, der sozusagen Erstgeborene ist die Nummer 239. Er wird ebenfalls von Günter Bresnik und Wolfgang Thiem, Domics Vater, trainiert. Novaks Vater ist Elektrohändler in Pottendorf, der Sohn wird sogar vom Tennisverband (ÖTV) unterstützt. "Meist kann ich im Training mithalten, aber mir ist klar, dass Dominic eine außergewöhnliche Begabung ist. Ich versuche, von ihm zu lernen. Vor allem mental."

Novak hat auch eine Art Jetlag, er hat sich jede Partie seines Sandkastenfreundes im Fernsehen angeschaut. Sie haben in den vergangenen Wochen jeden Tag miteinander telefoniert. "Er war wahnsinnig gut drauf, hat sich in einen Rausch gespielt." Er selbst müsse geduldig bleiben, "ich bin jung, im Tennis werden die Karrieren länger, oft ist man erst mit 28 am Höhepunkt". Es ist übrigens fix ausgemacht, "dass Dominic und ich gemeinsam auf der Tour Doppel spielen. Es liegt an mir, ich muss erst auf die Tour kommen."

"Es herrscht ein Miteinander"

Österreichs Tennis hat rosige Zeiten vor sich. Behauptet Koubek. "Jürgen Melzer und Andreas Haider-Maurer sind verletzt. Trotzdem sind wir Favorit gegen Portugal." Der Weg in die Weltgruppe ist freilich ein weiter. Erst Portugal, im Juli auswärts die Ukraine, mit zwei Siegen wäre man wieder im Playoff. "Machbar. Nicht nur wegen Thiem." Die Stimmung sei, sagt Koubek, bestens. "Es herrscht ein Miteinander, früher war es ein Gegeneinander. Die Harmonie ist wunderbar."

Der 34-jährige Jürgen Melzer arbeitet nach seiner Schulteroperation an einem Comeback. "Ich habe den kleinen Traum, irgendwann noch einmal Daviscup zu spielen." Nun sei aber das Bruderherz an der Reihe. "Als großer Bruder fühle ich mich verantwortlich. Aber jetzt ist Zeit loszulassen, er ist selbstständig und erfolgreich geworden. Ich kann entspannt vor dem Fernseher sitzen." Der kleine Bruder sieht sich gegen João Sousa (ATP-Nr 37) auf Hartplatz als Außenseiter, gegen Gastao Elias (ATP-Nr. 121) erwartet er ein "offenes Match".

Thiem hat übrigens noch keine Partie im Daviscup gewonnen, hält bei vier Niederlagen. Koubek sagt: "Das gehört geändert. Und er wird es ändern. Daviscup ist ihm eine Herzensangelegenheit."

Dass Bresnik Thiem von der Reise nach Portugal abgeraten hat, war für den Captain "nur ein taktisches Spielchen. Die gehören halt zum österreichischen Tennis. Genauso wie ein Boom." (Christian Hackl, 29.2.2016)