Wien – Der Vizerektor für Forschung und Internationales der Universität Wien, Heinz Faßmann, rechnet mit einem Start des Bachelorstudiums der Islamischen Theologie im Herbst 2017. "Das ist ein realistischer Zeitpunkt", sagte Faßmann am Montag. Das Studium richte sich an Muslime, aber auch an alle anderen. Es bringe auch integrationspolitische Vorteile, nämlich längerfristig "eine intellektuelle Emanzipation'" vom türkischen Staat, der bisher überwiegend die Ausbildung der Imame finanziert hatte.

Gleichzeitig werde damit ein legitimer Anspruch der 500.000 bis 600.000 Muslime in Österreich erfüllt, nämlich so behandelt zu werden wie andere anerkannte Religionsgemeinschaften, so Faßmann. Für das Studium stellt der Bund über die Leistungsvereinbarung mit der Uni Wien bis 2018 rund 1,5 Millionen Euro bereit. Entscheidend für das weitere Vorgehen wird das vom Senat erarbeitete Curriculum sein.

Ein Curriculum für alle Glaubensrichtungen

Die "große Fragestellung" dabei wird laut Faßmann sein, wie man die verschiedenen Glaubensrichtungen abdecke: "Wir wollen dabei nicht anfangen, jeder Glaubensrichtung ein eigenes Segment oder sogar ein eigenes Curriculum zu widmen ohne gegenseitige Kenntnisnahme und Vernetzung. Es soll ein möglichst breites Angebot über alle Richtungen sein, aber es muss auch etwas geben, was spezifisch für die einzelnen Glaubensrichtungen ist."

Derzeit studiere man unter Einbindung internationaler Experten die fünf in Deutschland eingerichteten und vergleichbaren Curricula "Wir wollen sehen, wie bestimmte Strukturen gesetzt werden. Also etwa, wie viele ECTS-Punkte man für Arabisch braucht – denn ohne ein bestimmtes Ausmaß ist ein Quellenstudium nicht möglich –, wie viele ECTS für Koranexegese oder praktische Theologie et cetera verwendet werden", sagte Faßmann.

Koranexegese ausgeschrieben

Aus dem Studienplan werden sich dann laut Faßmann bestimmte Notwendigkeiten für die Ausschreibung von Professorenstellen ergeben. Derzeit verfügt die Uni über eine Professur für islamische Religionspädagogik, bereits ausgeschrieben ist eine befristete Professur für Koranexegese. Bis zum Start des Studiums werde es wohl sicher noch weitere Professuren geben. Insgesamt sind im Islamgesetz sechs Lehrpersonen vorgegeben – wobei nicht alle Professoren sein müssen. Bei den Berufungen müsse man auch bedenken, dass die verschiedenen Richtungen des Islam abgebildet werden.

Vor der Berufung eines Professors sieht das Gesetz eine "Fühlungnahme" mit der Glaubensgemeinschaft über die in Aussicht genommene Person vor. Was das bedeutet, sei nicht eindeutig definiert: "Da ist der Gesetzgeber nicht sehr präzise." Vorbild für die Regelung sei das Protestantengesetz: Dort wird der Glaubensgemeinschaft die Möglichkeit zur Stellungnahme eingeräumt – "aber es ist kein Vetorecht wie bei der römisch-katholischen Kirche".

Als Anschlussstudium bietet die Uni bereits den Master für Islamische Religionspädagogik an. Das Institut für Islamische Studien wird künftig einer noch zu bestimmenden bestehenden Fakultät zugeordnet.

Die Berufsfelder der Absolventen des Bachelorstudiums sollen laut Faßmann relativ breit sein. Eine Schiene wäre die darauffolgende berufspraktische Ausbildung zum Imam – diese müsse aber von der Glaubensgemeinschaft organisiert werden. Auch das sei ähnlich wie bei den evangelischen Pfarrern: "Wir bilden ja auch keine Pfarrer aus, das erfolgt durch die praktische Arbeit in den Gemeinden." Andere Berufsfelder wären Sozial- und Jugendarbeit und Krankenhausseelsorge, natürlich könne man auch in der Wissenschaft bleiben. (APA, 29.2.2016)