Tränengas kam zum Einsatz, um die Flüchtlinge am Stürmen der Grenze zu hindern.

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Die mazedonische Polizei setzte Tränengas ein und versuchte den Zaun zu stützen.

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Hunderte stürmten auf der griechischen Seite die mazedonische Grenze.

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Rund 7.000 Menschen sind an der Grenze zwischen Griechenland und Mazedonien gestrandet.

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Bereits am Vormittag war die Lage an der Grenze dramatisch. Die Flüchtlingszahl war zuletzt auf rund 7.000 angestiegen, berichteten mazedonische Medien.

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Idomeni, am 29. Februar 2016, Vormittag.

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Provisorisches Lager in Idiomeni.

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Idomeni/Gevgelija – Einige haben graue Flecken im Gesicht. Nach dem Einsatz von Tränengas am Montagvormittag haben sich Flüchtlinge Schutzcreme auf die Haut aufgetragen. "Wir wollen nach Deutschland! Wir wollen zu Mutter Merkel!", ruft einer der Männer. Die anderen stimmen ein. Vor dem Gittertor liegen andere eingehüllt in graue Decken auf den Geleisen. Sie wollen so lange protestieren, bis sie durchkönnen, nach Mazedonien, Richtung Deutschland.

"Macht die Grenze wieder auf!", steht auf dem Betonblock neben den Geleisen. Viele der etwa 8.500 Menschen, die hier an der griechisch-mazedonischen Grenze im Lager warten, sind schon vor ein paar Tagen gekommen. Sie fürchten, dass die Grenze für sie verschlossen bleibt. Das Lager ist hoffnungslos überfüllt. Eigentlich gibt es hier nur Platz für 2.500 Personen. Deshalb auch eskalierte am Montagvormittag die Situation, und hunderte Männer liefen in Gruppen gegen den Grenzzaun an.

Die griechischen Polizisten, die eine menschliche Mauer bildeten, konnten sie nicht aufhalten. Am Zaun angekommen, nahmen einige Migranten eine riesige Eisenstange und hebelten das Tor aus. Doch die mazedonischen Sicherheitskräfte setzten sofort Tränengas ein. Daraufhin bewarfen einige Migranten diese mit Steinen. Einige Flüchtlinge mussten medizinisch versorgt werden.

Konsequenz der Kontingente

"Wann können wir endlich weiter?", fragt der 24-jährige Mohamad Ajouz, der vor drei Monaten aus Aleppo geflüchtet ist. Die Frage ist berechtigt. Die meisten Flüchtlinge hier, die in kleinen grünen und roten Zelten auf dem Feld campen, sind syrische und irakische Staatsbürger, die wohl in Deutschland und Österreich einen Schutzstatus erhalten würden. Doch seit Österreich die Tageskontingente eingeführt hat und Mazedonien, Serbien, Kroatien und Slowenien das Gleiche taten, werden hier in Idomeni nur mehr einige Hundert Leute pro Tag durchgelassen.

"Wir haben das Gefühl, dass die Grenze zu ist", sagt eine junge Mitarbeiterin des Flüchtlingshilfswerks UNHCR, die anonym bleiben möchte. Immerhin, die Polizeikooperation zwischen Griechenland und Mazedonien klappt gut. Die griechischen Behörden sind bemüht, nicht zu viele an die Grenze zu lassen, damit kein Chaos entsteht. Doch viele Flüchtlinge haben sich auf der Straße, über die Felder selbst auf den Weg gemacht. An der Autobahn aus der Richtung Thessaloniki sind immer wieder Familien, auch mit kleinen Kindern, zu sehen, die viele Kilometer zu Fuß nach Idomeni gehen.

Zuversichtlich für Weiterreise

Nur Afghanen schaffen es kaum bis hierher nach Idomeni, weil die griechische Polizei sie nur bis nach Athen reisen lässt, seitdem sie pauschal als Wirtschaftsflüchtlinge eingestuft werden. In Idomeni kreisen Helikopter in der Luft. Viele Flüchtlinge stellen sich darauf ein, längere Zeit bleiben zu müssen. Kinder sammeln Brennholz und schleppen es vor die Zelte, wo Feuer gemacht wird. Griechische Obsthändler versorgen die Menschen mit Nahrung.

Der Iraker Ali Ahmed Mohammed, seine Frau Sharooq und die beiden Töchter Fadak (8) und Zahraa (7) sind acht Kilometer hier hermarschiert. Ali Ahmed hat für eine amerikanische Sicherheitsfirma gearbeitet und wird seitdem von Milizen in Basra als "Christ" und "Verräter" betrachtet, wie er erzählt. Er ist zuversichtlich, dass er bald weiterreisen kann.(Adelheid Wölfl aus Idomeni, 1.3.2016)