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Innsbruck – Tirol, das Land der vermeintlich unabhängigen Kandidaten und Splittergruppen, der unter zahlreichen Namenslisten antretenden Schwarzen und der Vormachtstellung der Volkspartei – das bestätigten auch wieder die Gemeinderatswahlen am Sonntag. Wie die ausgegangen sind, wird man auch in den kommenden Tagen nicht klar sagen können. Durch die vielen Listen tut sich sogar die ÖVP selbst schwer aufzuzählen, wie viele Bürgermeister ihr zuzurechnen sind. Gesamtergebnis wird es deshalb – wie schon immer bei Kommunalwahlen in Tirol – gar keines geben.

Fest steht: Viele Gemeinden bleiben schwarz oder zumindest in den Händen einer volksparteinahen Gruppierung. In rund hundert der 277 Kommunen stand der Bürgermeister überhaupt schon vorab fest – da ließ sich nämlich lediglich ein Kandidat aufstellen. In 32 Ortschaften trat sogar bloß eine einzige Liste an. Fest steht auch: Die Sozialdemokraten müssen herbe Verluste hinnehmen.

Neuer Ortschef für St. Jakob

In den traditionellen SPÖ-Hochburgen Wattens, Hochfilzen und Rum setzte es ein ordentliches Minus für die Roten. Acht Prozentpunkte mussten sie in Hall einbüßen. Richtig dramatisch wurde es für die Sozialdemokraten in Landeck und Jenbach. In Landeck erreichte die ÖVP die absolute Mehrheit, die SPÖ musste ein Minus von 17 Prozentpunkten schlucken. In Jenbach hat sich die SPÖ sogar mehr als halbiert, sie rasselte von rund 47 Prozent im Jahr 2010 auf 22 Prozent hinunter. Die Ausnahme war Lienz: Dort konnte die amtierende Ortschefin Elisabeth Blanik (SPÖ) ordentlich zulegen.

Eine Überraschung für die Blauen war Jochberg: In der Gemeinde im Bezirk Kitzbühel mit 1344 Wahlberechtigten ging der FPÖ-Kandidat klar als Bürgermeister hervor. Mit 53,2 Prozent setzte sich Günter Resch gegen seine drei Mitstreiter um den Ortschefposten durch – ein so deutliches Ergebnis hatten wohl selbst die Freiheitlichen nicht erwartet.

Grüne punkten um Innsbruck

Bisher stellte die FPÖ in Tirol bloß einen Bürgermeister – und zwar im 866-Seelen-Ort St. Jakob in Defereggen. Dort bleibt es spannend, es wird zu einer Stichwahl kommen. Mit rund 38 Prozent erzielte die Gruppierung "Für St. Jakob" die meisten Stimmen – eine junge Truppe, die erstmalig antrat und einen 28-jährigen Bürgermeisterkandidaten aufstellte. Es wird sich zeigen, ob er sich am 13. März gegen den amtierenden blauen Ortschef Gerald Hauser durchsetzen können wird.

Eine Schlappe für die Volkspartei war Kufstein, wo der ehemalige ÖVP-Generalsekretär Hannes Rauch als Bürgermeister antrat. Sein Team machte lediglich 13,8 Prozent. Deutlich besser sieht es für die Schwarzen in Zams und Imst aus: In Zams – wo Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) lebt und wählt – erzielte die Volkspartei diesmal mehr als 50 Prozent der Stimmen. In Imst, der achtgrößten Stadt Tirols, in der landesweit die meisten Listen – nämlich zehn – zur Wahl standen, konnte sich der amtierende Bürgermeister und Landtagsabgeordnete Stefan Weirather (ÖVP) wieder klar behaupten. Doris Reheis, Frau des roten Klubobmanns Gerhard Reiheis, trat dort für die Sozialdemokraten an. Sie musste ein Minus von vier Prozentpunkten hinnehmen und erzielten nur noch 6,7 Prozent der Stimmen.

Zumindest kurz aufatmen kann Landesparteichef Ingo Mayr. Er wurde in Roppen im Bezirk Imst trotz Verlusten als Bürgermeister bestätigt. Hätte er das Amt verloren, wären seine Tage als Parteiobmann mit ziemlicher Sicherheit gezählt gewesen. Freuen kann sich immerhin die rote Familie Dornauer. Bereits in dritter Generation versuchen sie in Sellrain, den Bürgermeisterposten zu erobern. Georg Dornauer junior hat das – nachdem der bisherige Ortschef diesmal nicht mehr kandidierte – nun endlich geschafft.

Im Speckgürtel um Innsbruck konnten sich die Grünen behaupten. In den Dörfern Rinn, Lans und Sistrans erzielten sie über 20 Prozent der Stimmen. In Axams schaffte es die grüne Kandidatin Gabriele Kapferer-Pittracher sogar in die Stichwahl. Die Partei ist allerdings nur in 45 Gemeinden angetreten.

Insgesamt wurde die Bevölkerung in allen bis auf zwei der insgesamt 279 Tiroler Kommunen zur Urne gebeten – die Statutarstadt Innsbruck wählt planmäßig erst im Jahr 2018; im Bergdorf Gramais, der kleinsten Gemeinde Österreichs, ließen sich keine willigen Kandidaten finden. Dort bleibt nun der bisherige Ortschef im Amt.

Seltsames ereignete sich in Unterperfuss im Bezirk Innsbruck Land: Dort wurde Bürgermeister Martin Norz abgewählt, sein Konkurrent Georg Hörtnagl ging aus der Direktwahl als Gewinner hervor. Bloß: Der neue Ortschef hätte es fast nicht in den Gemeinderat geschafft. Seine Liste bekam nur 15 Prozent der Wählerstimmen – und damit lediglich ein Mandat. (Katharina Mittelstaedt, 28.2.2016)