Wien – Telekom-Austria-Aufsichtsrat Ronny Pecik spricht sich für einen Abgang von der Wiener Börse aus. "Ein Delisting würde dem Unternehmen guttun, weil es sehr viele Dinge vereinfacht, vieles erspart, den Verwaltungsaufwand reduziert", sagte er dem "Profil".

Der Wiener Finanzmarkt habe seinen früheren Stellenwert ohnehin verloren. "Seit sechs, sieben Jahren wird der österreichische Kapitalmarkt vollkommen vernachlässigt. So wie die Wiener Börse heute gesehen und behandelt wird, könnte man sie gleich ganz zusperren. Die würde niemandem abgehen."

Telekom-Hauptaktionär América Móvil hält derzeit rund 60 Prozent, hat sich gegenüber der Republik aber 2014 verpflichtet, bis September auf 51 Prozent zurückzugehen. "Ja, es gibt diese Klausel", sagt Pecik. "Deren Sinnhaftigkeit muss nun auf Ebene der Vertragspartner diskutiert werden."

"Ohne América Móvil wäre TA womöglich nicht mehr da"

Scharfe Kritik übt Pecik, der sich 2010/11 in die Telekom einkaufte und 2012 América Móvil nach Österreich holte, an der Unternehmensführung durch die früheren Vorstände Hannes Ametsreiter und Hans Tschuden. "Ohne América Móvil wäre die Telekom heute womöglich gar nicht mehr da. Als ich eingestiegen bin, war das Unternehmen massiv überschuldet und hatte kein Geld mehr in der Kassa. Es war erschreckend." Bis dahin seien "extrem hohe" Dividenden ausbezahlt, Probleme im Auslandsgeschäft verdeckt und "viel zu hohe Werbebudgets" geführt worden. "Manche Dinge wurden besser dargestellt, als sie waren."

Telekom-Austria-Chef Alejandro Plater, der kaum Deutsch spricht und bei der jüngsten Weihnachtsfeier durch einen sexististischen Witz auffiel, verteidigt Pecik. "Ja, es gibt vereinzelt Kommunikationsprobleme und neben sprachlichen auch kulturelle Defizite. Ich hoffe, dass der Witz ein einmaliger Ausrutscher war und Herr Plater mittlerweile weiß, dass man sich bei Weihnachtsfeiern bei den Mitarbeitern für die Leistungen des Jahres bedankt." Daneben lerne Plater jeden Tag Deutsch. Der Argentinier sei "ein guter Mann. Er kümmert sich um viele kleine Details und schaut auf die Kosten. Und das ist etwas, das der Firma unter Ametsreiter gefehlt hat." (APA, 28.2.2016)