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Die alteingesessenen Taxifahrer in Kairo mit ihren weißen Taxis haben vor einem Jahr Konkurrenz bekommen, deren System unzuverlässige Lenker mit kreativer Preisgestaltung nicht zulässt.

Foto: AP Photo / Amr Nabil

Marwa sträubt sich gegen eine gemeinsame Fahrt in Kairo spätabends mit einem weißen, also einem ganz gewöhnlichen Taxi. Tatsächlich wird daraus eine ungemütliche nächtliche Stadtrundfahrt. Der Chauffeur verheddert sich im Gewühl; ob bewusst oder unbewusst, bleibt offen. Das Resultat bei der Ankunft ist eine unerquickliche Diskussion über den Preis. Die junge Frau, die um diese Zeit eigentlich überhaupt nicht allein unterwegs sein sollte, fühlt sich bestärkt. Wann immer es geht, erspart sie sich solche nervenaufreibenden Erfahrungen. Inzwischen gibt es Alternativen. Um diese zu nutzen, braucht sie nur Internetempfang, den sie vorhin nicht hatte.

Taxifahrten sind in der 20-Millionen-Metropole am Nil ein Muss. Das Netz der Metro ist löchrig, Busse sind oft hoffnungslos überfüllt oder in einem verlotterten Zustand und Parkplätze rar. Zehntausende Taxis, die durch die Straßen kurven, sind die Alternative. Dass der Kunde König sein sollte, hat sich bei den meisten Lenkern allerdings noch nicht herumgesprochen.

Nicht an jeden Zielort

Sie bestimmen, wen sie mitnehmen oder am Straßenrand stehen lassen – zum Beispiel, weil ihnen der Zielort nicht passt. An neuralgischen Punkten wie Flughäfen oder Bahnhöfen liegt die Chance, übers Ohr gehauen zu werden, bei nahezu 100 Prozent – und zwar für Einheimische und Ausländer gleichermaßen.

Seit einem guten Jahr gibt es Abhilfe. Fast gleichzeitig sind Ende 2014 die amerikanische Firma Uber und Careem aus den Vereinigten Arabischen Emiraten mit ihren über das Smartphone anforderbaren Angeboten auf den Markt gekommen. Ihr Erfolg war durchschlagend. Für Uber ist Kairo das am schnellsten wachsende Geschäft weltweit. Inzwischen gibt es Uber auch in Alexandria. Begünstigt wurde die Entwicklung dadurch, dass viele Limousinen zur Verfügung standen, deren Besitzer wegen der Flaute im Tourismus auf diesen Zug aufsprangen.

Ausbildung gegen Belästigung

Für den Erfolg bei den Kunden sorgen nicht in erster Linie die Preise, die ungefähr vergleichbar mit jenen der alteingesessenen Taxis sind. Ausschlaggebend ist eine ganze Reihe anderer Faktoren, wie etwa Sauberkeit, Zuverlässigkeit Sicherheit, ein zuvorkommendes Benehmen und dass der Fahrer – der selbstverständlich auch nicht raucht – bekannt ist und die Route über GPS immer verfolgt werden kann. Für viele Frauen entscheidend ist die Tatsache, dass die Uber-Chauffeure eine spezielle Ausbildung zum Thema sexuelle Belästigung durchlaufen haben. Das Unternehmen hat sich zu diesem Zweck mit der Nichtregierungsorganisation Harassmap zusammengetan.

Zähler bleibt aus

Auch der Fahrpreis ist bei den über Apps bestellten Autos bekannt und fix und kann per Kreditkarte oder bar bezahlt werden, während viele Chauffeure der gewöhnlichen Taxis sich weigern, den seit einigen Jahren obligatorischen Zähler zu benutzen, und damit regelmäßig gehässige Auseinandersetzungen über den Tarif provozieren. Beschweren über solche Praktiken kann sich der Fahrgast nirgends.

Seit drei Wochen protestieren Taxichauffeure in Kairo jeden Donnerstag gegen die ihrer Meinung nach unfaire Konkurrenz, die weniger für Lizenzen und Steuern zahlen müsse. Der Protest ist auf wenig Gegenliebe bei den Kunden gestoßen und war eher Gratiswerbung für die Konkurrenz. Wer Uber und Careem bisher nicht gekannt hatte, der kennt sie nach dem Aufschrei der Taxichauffeure und den vielen Berichten in den Zeitungen über ihren Service. (Astrid Frefel aus Kairo, 26.2.2016)