Darstellung des potenziellen neunten Planeten – ist er irgendwo da draußen?

Illustr.: Caltech

Paris – Am äußersten Rand des Sonnensystems weit jenseits der Neptun-Bahn könnte es einen neunten Planeten geben – allerdings findet sich der ominöse Himmelskörper bisher nur in mathematischen Modellen, eine Spur gibt es lediglich in Computersimulationen. Nun ist es französischen Wissenschaftern offenbar gelungen, die Suche nach dem neunten Planeten einzugrenzen.

Die Forscher konnten zwei bisher infrage kommende Suchgebiete anhand von Daten der Cassini-Raumsonde aus dem Saturn-System ausschließen, wie das Team jetzt in der Zeitschrift "Astronomy and Astrophysics" berichtete. Die Astronomen berechneten demnach, wie der mögliche neunte Planet auf seiner mutmaßlich extrem elliptischen Umlaufbahn um die Sonne beim Vorbeiziehen an bekannten Planeten deren Bewegung beeinflussen würde.

Datendiskrepanz

Anschließend analysierten sie die aktuellen Bewegungen der Planeten auf ihren Umlaufbahnen. Dadurch konnten sie innerhalb der möglichen Suchzone zwei Bereiche als möglichen "Aufenthaltsort" des neunten Planeten ausschließen.

In diesen Bereichen ließen sich ihre mathematischen Modelle nämlich nicht mit den realen Daten in Übereinstimmung bringen. Einen messbaren Einfluss auf die Bahnen anderer Planeten könnte der weit von der Sonne entfernte Planet ohnehin nur auf der Hälfte seiner Umlaufbahn um die Sonne ausüben.

US-Forscher heizten erst im Jänner wieder Spekulationen um einen neunten Planeten an. Ihren Berechnungen zufolge soll dessen Umlaufbahn weit hinter derjenigen Neptuns liegen. Für eine vollständige Umkreisung der Sonne würde er zwischen 10.000 und 20.000 Jahre benötigen.

Verlorener Planet

Mit seiner Gravitationskraft würde der Planet mit einer vermuteten zehnfachen Erdmasse unter anderem Himmelskörper im sogenannten Kuipergürtel beeinflussen. In dieser Region außerhalb der Neptun-Bahn befinden sich die Zwergplaneten Pluto, Eris, Makemake und Haumea.

Den Beinamen "neunter Planet" hatte jahrzehntelang Pluto getragen, der zuletzt Besuch von der US-Raumsonde New Horizons erhielt. Doch Pluto wurde 2006 zum Zwergplaneten zurückgestuft. Seither umkreisen offiziell nur noch acht Planeten unsere Sonne: die inneren Planeten Merkur, Venus, Erde und Mars sowie die weitaus größeren äußeren Planeten Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun.

Erinnerung an Neptun

Falls Planet neun wirklich existiert, könnten die von ihm verursachten Störungen an den Bahnen anderer Himmelskörper seine Position verraten. Solche Bahnstörungen wurden in der Geschichte der Astronomie schon mehrfach als Belege für die Existenz weiterer Planeten ins Feld geführt. In fast allen Fällen erwiesen sie sich jedoch als falsch.

Mit einer berühmten Ausnahme: Die Entdeckung Neptuns im Jahr 1846 gelang durch Berechnungen, die auf Bahnstörungen des siebenten Planeten, Uranus, beruhten. Damit ist Neptun der bisher einzige Planet, der vor der ersten direkten Beobachtung sozusagen am Schreibtisch entdeckt wurde. (APA, red, 25.2.2016)