Wien/Gibraltar – Die ehemaligen Vorstände des Sportwettenkonzerns Bwin, Norbert Teufelberger und Manfred Bodner, und weitere Spitzenmanager und Ex-Lobbyisten sind wegen des Verdachts auf Untreue, Bestechung und Geldwäsche angeklagt. Es geht um mutmaßliche Schmiergeldzahlungen im Zusammenhang mit einer Sportwettenlizenz in der Türkei, berichtete das Magazin "Trend" am Donnerstag. Die Anklage ist nicht rechtskräftig.

Der Sportwettenanbieter, der mittlerweile im britisch-österreichischen Konzern Bwin.party und in der Folge in den GVC-Holdings aufgegangen ist, wollte im Jahr 2007 eine Sportwettenkonzession in der Türkei erwerben. Da das Unternehmen auf offiziellem Weg mehrmals scheiterte, könnten türkische Spitzenbeamte bestochen worden sein, lautet der Verdacht der Staatsanwaltschaft Wien. Laut der mehr als 30-seitigen Anklageschrift vom 13. Jänner wurden über die Liechtensteiner Briefkastenfirma Cort International Establishment mehr als zwei Millionen Euro Schmiergeld geschleust.

Staatsanwalt: Vermittler verlangte 2,25 Millionen

Für die Bestechung wurden laut "Trend" mehrere Lobbyisten engagiert. In der Türkei sei das ein inzwischen verstorbener Mann gewesen, der über gute Kontakte zur Regierung verfügte. Er "sagte die Erteilung der von Bwin gewünschten Lizenz innerhalb weniger Tage zu und gab dafür die finanziellen Bedingungen bekannt", wird Staatsanwalt Michael Radsztics aus der Anklageschrift zitiert. "Konkret forderte er 2,25 Millionen Euro."

Obwohl nie eine Lizenz erteilt wurde, sei das Geld bald futsch gewesen. "Der an die Cort überwiesene Betrag von 2,25 Millionen Euro wurde bis dato nicht an die Bwin zurückgezahlt. Auch wurde keine gültige Lizenz zugunsten der Bwin übergeben", zitiert das Magazin. Was die Bwin-Chefs damals dem Bericht zufolge nicht wussten: In der Türkei wurde gegen den Lobbyisten bis zu dessen Ableben wegen Gründung einer kriminellen Vereinigung ermittelt.

Fünf Einsprüche gegen Anklage

In Österreich sind nun acht Personen angeklagt, sagte Staatsanwaltschaftssprecher Thomas Vecsey der APA. Den früheren Bwin-Chefs Teufelberger und Bodner werden Untreue und Bestechung vorgeworfen, andere Angeklagte werden zusätzlich der Geldwäsche verdächtigt. Für alle gilt die Unschuldsvermutung.

Gegen die Anklage wurden laut Christina Salzborn vom Wiener Straflandesgericht fünf Einsprüche erhoben, unter anderem von Teufelberger und Bodner. Nun ist das Oberlandesgericht am Zug.

Bwin.party wurde kürzlich vom Konkurrenten GVC-Holdings übernommen. Seit Wochenbeginn notiert die GVC-Aktie auch im Dritten Markt der Wiener Börse. Teufelberger ist mit der Fusion vom Vorstand in den Aufsichtsrat gewechselt, Bodner hat das Unternehmen bereits 2014 verlassen. Die beiden hatten den Sportwettenanbieter 1997 gemeinsam gegründet, in den Anfangsjahren hieß er Betandwin, ab 2006 Bwin und ab 2011, als das Unternehmen mit der britischen Party Gaming fusionierte, Bwin.party. Jetzt firmiert der auch an der Londoner Börse gelistete Glücksspielriese unter GVC Holdings. (APA, 25.2.2016)