Philippinische Frauen auf dem Weg zu mehr Gleichberechtigung.

FDC

Linz – Niedrige Löhne, steigende Kosten für Bildung, ein privatisiertes Gesundheitssystem und schwindende Sozialleistungen des Staates verschärfen die Kluft zwischen Arm und Reich auf den Philippinen. Vor allem die radikalen Kürzungen im Bildungs- und Sozialbereich sind Teil eines Sparprogramms, das der Staat verfolgt, um seine enormen Schulden abzubauen. Rund 25 Prozent des Budgets reserviert die Regierung alleine für die Begleichung von Schulden, die teilweise noch in die Zeit der Diktatur von Ferdinand Marcos zurückreichen.

Kein Besitz für Frauen

Frauen treffen diese Bedingungen besonders hart. Ihre Jobs sind gering entlohnt, sie selbst nicht sozial abgesichert. Auch der Zugang zu eigenem Land ist extrem schwierig, Frauen haben selten eigenen Besitz. Selbst das Erbrecht bevorzugt Männer in der Erblinie. Die Folgen dieser gesellschaftlichen Geringschätzung sind wirtschaftliche Abhängigkeit und Armut.

Starke Stimme im Hosenanzug

Doch eine immer stärkere werdende Frauenbewegung, etwa die Freedom from Debt Coalition (FDC, Bündnis für eine gerechte Entschuldung), kämpft erfolgreich für mehr soziale Gerechtigkeit auf den Philippinen und vor allem für eine Gleichstellung der Frauen.

Die starke Stimme dieser Bewegung ist eine sehr zierliche Person. Zeena Manglinong sitzt im schwarzen Hosenanzug und einem weißen Schal im alten Brauhaus im oberösterreichischen Freistadt. Eigentlich weit weg von den Problemen in ihrer Heimat. Und doch stehen die soziale Ungerechtigkeit und insbesondere die Situation philippinischer Frauen im Vordergrund. Die Koordinatorin des Frauen- und Gender-Programms von FDC auf den Philippinen ist auf Einladung der Katholischen Frauenbewegung (KFB) im Rahmen der "Aktion Familienfasttag" nach Österreich gereist. Die KFB ist eine langjährige Partnerorganisation der Freedom from Debt Coalition.

Gewaltfreier Protest

Sehr früh habe sie vieles über die Ungerechtigkeiten in ihrem Land gelernt, erzählt Manglinong im STANDARD-Gespräch. "Und ich habe gespürt, dass ich dagegen ankämpfen muss, dass ich etwas verändern will. Daher bin ich den sozialen Bewegungen in meinem Land beigetreten und später, im Kampf gegen Diskriminierung und Marginalisierung, eine Feministin geworden."

Vor drei Jahren hat Manglinong dann begonnen, bei der FDC zu arbeiten, und den Aufbau des Frauenkomitees koordiniert. "In diesen drei Jahren habe ich gelernt, geduldig zu sein, wenn es darum geht, Erfolge in der Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern durch unsere Kampagnen zu erreichen. Denn patriarchale Strukturen und der Machismus sind in unserer Kultur stark verankert."

Unermüdlich werden daher friedliche Straßenproteste organisiert, Gespräche mit der Regierung geführt. "Es geht darum, der wirtschaftlichen Not von Frauen Gehör zu verschaffen. Und als Mentorinnen lehren wir junge Frauen, sich für ihre Rechte einzusetzen und ihre Anliegen entsprechend zu artikulieren", erzählt Manglinong.

Keine Angst

Vor allem geht es der FDC darum, die problematische soziale und wirtschaftliche Situation zu verändern. Manglinong: "Durch die Privatisierung öffentlicher Güter haben 2,7 Millionen Menschen auf den Philippinen noch immer keinen Zugang zu Strom. Dass sich der Staat aus der Verantwortung stiehlt, wird vor allem auf dem Rücken der Frauen ausgetragen. Die FDC geht dafür auf die Straße. Wir kämpfen gegen die Privatisierung von Wasser und Energie."

Angst kennt Zeena Manglinong übrigens nicht: "Wir fühlen uns sicher. Und wer Recht will, muss eben Unrecht aufzeigen." (Markus Rohrhofer, 25.2.2016)