Wien/Athen/Skopje – "Wir wollen weiter", riefen Flüchtlinge, die am Mittwoch in Griechenland eine Autobahn blockierten, um ihre Weiterreise nach Mazedonien durchzusetzen. Seitdem afghanische Staatsbürger – die nun als Wirtschaftsmigranten deklariert werden – ab Mazedonien nicht mehr in den Norden können, sitzen Tausende Flüchtlinge in Griechenland fest. Die mazedonischen Sicherheitskräfte ließen am Mittwoch zeitweise Gruppen von Migranten die Grenze passieren.

In Athen protestierte Vizeminister Giannis Mouzalas nochmals gegen die Verschärfung der Einreisebestimmungen und sprach von einer "kleinen humanitären Krise". Es sei skandalös, dass fünf Polizeichefs die Entscheidung von EU-Ministern aushebeln könnten, verwies er auf die neuen gemeinsamen Einreisedokumente, auf die sich die anderen Staaten auf der Balkanroute geeinigt haben und die Mazedonien ausgegeben werden.

Warnung vor "antigriechischer Haltung"

Laut der serbischen Nachrichtenagentur Tanjug warnte Mouzalas auch "alle Länder, die eine antigriechische Haltung einnehmen und die sich rassistisch gegenüber Migranten verhalten." Mit einigen träfe man in EU-Gremien zusammen, wenn es um Agrarsubventionen gehe oder darum, wer der EU beitrete, stellte er die Rute ins Fenster.

Indessen überdachte das Büro für Sicherheitsdienste in Belgrad, wegen der Migrationskrise die Armee in höchste Alarmbereitschaft zu versetzen. Serbische Sicherheitskräfte unterstützen auch das Nachbarland Mazedonien bei der Grenzsicherung.

Auch die Nachbarstaaten Griechenlands und Mazedonien bereiten sich auf die neue Dynamik in der Migrationskrise vor. Die albanische Vizeinnenministerin Gjebrea Hoxha, die zum Balkanroutengipfel nach Wien gereist war, sagte zum STANDARD, dass es durchaus möglich sei, dass die Route über Albanien, Montenegro und Kroatien reaktiviert werde.

Albanien möchte Geld

Albanien brauche zur Grenzsicherung auch finanzielle Unterstützung von der EU, so Hoxha. Auch eine Frontex-Mission an der albanisch-griechischen Grenze sei möglich, man sei bereits jetzt mit Frontex in Kontakt. Im Fall der Ankunft von illegalen Migranten in Albanien würde über deren Rückübernahme verhandelt. Dies habe man bereits in der Vergangenheit mit Griechenland getan. Es sei auch möglich in Albanien, um Asyl anzusuchen, für die Migranten stünden Aufnahmezentren bereit. "Doch wir haben bisher gesehen, dass die Migranten sogar in besser entwickelten Ländern als Albanien nicht um Asyl ansuchen wollen, sondern nach Österreich, Deutschland und Schweden gehen. Wir glauben, dass sie dieses Verhalten beibehalten", so Hoxha.

Zurzeit gäbe es ohnedies ganz wenige Migranten, die nach Albanien kommen. Albanien hat laut Hoxha keine gute Reiseinfrastruktur, etwa keine Eisenbahnen. Eine Militarisierung der Grenze lehnt sie ab. "Ich glaube nicht, dass ein Zaun die Lösung ist, die Zusammenarbeit mit den Nachbarn ist da viel besser." (Adelheid Wölfl, 24.2.2016)