Das letzte Album, na ja. Dafür tat sich Elton John zum zweiten Mal mit dem US-Produzenten T-Bone Burnette zusammen, und der kann’s ja. Der verschlankte die Band des britischen Popsuperstars und produzierte das Album The Diving Board. Wobei gelernte Elton-John-Allergiker natürlich schnell feststellen mussten, dass es ordentlich in den Candles windelt, wenn John allein am Piano balladiert.

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Nun hat John wieder Burnette die Produktion eines Albums übertragen. Es heißt Wonderful Crazy Nights und ist für Ö3 und Johns Hausfrauenpublikum weitgehend zu schräg, also prinzipiell interessant. Burnette ist eine beständige Größe im Roots-Rock. Den vermag er mit herrlicher Patina zu überziehen, ihn wie einen prächtig ausgeleuchteten Spätwestern wirken zu lassen: verschleppte Tempi, gepflegte Schlampigkeiten, kleine Brüche, bloß kein Hochglanz. Nichts, was man mit dem an einem normalen Montagmorgen noch wie ein Christbaum im Fasching gekleideten Piano-Popper Elton John in Verbindung bringen würde. Und doch – es geht zusammen.

Am deutlichsten tritt das in I’ve Got 2 Wings zutage, auf dem John zu Beserlschlagzeug und Quetsche im rosa Cadillac in Richtung Bible Belt fährt. A Good Heart ist eine hübsche Ballade mit trägen Hörnern und einer Soulorgel, dasselbe gilt für Tambourine. Ein Song wie Claw Hammer erinnert in seinem subkutanen Soul-Country-Duktus an den Country-Gott Glen Campbell und dessen Sichtung des Travis-Hits Sing, auch wenn er nicht ganz so gut ausfällt. Für alle, denen jetzt das Weltbild aus den Fugen geraten ist, hat Elton auch ein Lied geschrieben. Es heißt Guilty Pleasure. (flu, Rondo, 26.2.2016)