In den kommenden Jahren wird das Netz der Wiener Linien grundlegend saniert. Seit 2015 fällt das in das Stadtressort von Ulli Sima.

Foto: Foto: APA / Herbert Pfarrhofer

Funktion: Seit 2004 ist Ulli Sima Umweltstadträtin, seit 2010 ist sie für den Tierschutz zuständig. Nach der Regierungsbildung 2015 übernahm sie auch die Agenden der Wiener Stadtwerke.

Zuständigkeit: Müllentsorgung, Straßenreinigung, Trinkwasserversorgung, Abwasserentsorgung, Luftgüte, Wiener Grünflächen, Wälder, Wiener Landwirtschaft, Tierschutz inklusive dem Tierquartier Wien, Wiener Märkte, Bürgerdienst, Wiener Gewässer inklusive Donauinsel, Wiener Linien, Wien Energie, Bestattung und Friedhöfe in Wien.

Budgetvolumen: Geschäftsgruppe Umwelt: 866 Millionen.
Umsatz der Wiener Stadtwerke 2014: 2,9 Milliarden.
Investitionen 2014: 870 Millionen.

Mitarbeiter: Im Umweltressort sind rund 7.000 MitarbeiterInnen tätig, bei den Wiener Stadtwerken sind es rund 16.000.

Foto: Heribert Corn

Wien – Erst Ende 2015 bekam das Ressort von Ulli Sima eine neue Aufgabe dazu. Die Wiener Stadtwerke wanderten von Renate Brauner in die Agenden der Umweltstadträtin. "Zu den Großprojekten 2016 zählt mit Sicherheit die U4-Modernisierung", sagt ihre Sprecherin. Der Streckenabschnitt zwischen Hütteldorf und Schönbrunn wird modernisiert. Auch die 120 Jahre alte U6-Station Währinger Straße wird im laufenden Betrieb generalsaniert. Zumindest ein Bahnsteig bleibt immer zugänglich. Die erste Bahnsteigsperre startet im April.

In Favoriten geht der U1-Ausbau nach Oberlaa weiter. Die Strecke vom Reumannplatz bis Oberlaa wird im Herbst 2017 eröffnet und umfasst fünf neue Stationen. 2016 werden die Wiener Linien rund 118 Millionen Euro in die Modernisierung des Fuhrparks investieren. Vier neue U-Bahn-Züge, 17 Niederflurstraßenbahnen und 62 Autobusse werden angeschafft.

"Substanzerhaltende Sanierungsmaßnahmen"

Für Sebastian Kummer, Vorstand des Instituts für Transportwirtschaft und Logistik an der WU Wien, greifen die geplanten Maßnahmen zu kurz. Er warnt vor einer drohenden Überlastung des Netzes, die den Fahrgastkomfort und die Einhaltung der Fahrpläne und -zeiten beeinflussen könnte. Und auch während der Sanierungsarbeiten werde es zu zusätzlichen erheblichen Einschränkungen kommen.

"Das Grundproblem der U6 und der U4 ist, dass diese Linien nicht auf die derzeitigen und schon gar nicht auf die zukünftig zu erwartenden Belastungen vorbereitet sind", sagt Kummer. Diese werden aufgrund des Bevölkerungswachstums und der gewünschten Modal-Split-Änderung – weg vom Pkw hin zum sogenannten "Umweltverbund" – entstehen, fasst der Wissenschafter zusammen.

Die durchgeführten Sanierungsmaßnahmen würden nicht die Kapazität erhöhen, sondern sind substanzerhaltende Sanierungsarbeiten, "die natürlich dringend nötig sind, aber keine maßgebliche Verbesserung bringen", so Kummer. Diese könnten nur durch einen Neubau erreicht werden, betont er: "Und die hier vorgesehene Erweiterung der U1 ist zwar für die entsprechenden Gebiete und ihre Einwohner eine Verbesserung. Es werden dadurch aber mehr Fahrgäste in das U-Bahn-Netz gelenkt."

Das Problem sei, dass eine Kapazitätssteigerung bei den Linien U4 und vor allem U6 aufgrund der historisch geschützten Bausubstanz nur schwierig und teuer zu realisieren sind. "Aus diesem Grund wollen die Wiener Linien ja die U5 bauen und die U2 verlängern", sagt er. Allerdings dauert es bis zur Fertigstellung noch lange, und wenn Wien weiter so wächst, seien Überlastungen etwa der U3 vorprogrammiert.

"Die Wiener Linien werden zum Teil vom eigenen Erfolg eingeholt", sagt Kummer. Es sei zudem ein Fehler, bei der Netzplanung von einer Bevölkerungsgröße von nur zwei Millionen im Jahr 2030 auszugehen. Diese würden wohl eher schon 2020 erreicht werden.

Wasserspeicher gegen Klimawandelfolgen

Eine weitere Aufgabe des Umweltressorts sind infrastrukturelle Maßnahmen, um dem Klimawandel gegenzusteuern. So hat Wien Kanal in Simmering ein 30 Millionen Euro kostendes Kanal-Entlastungsprogramm umgesetzt. Es handelt sich um ein Speicherbecken unter dem Sportplatz in der Haidestraße mit einem Fassungsvermögen für 34 Millionen Liter Regenwasser, mit dem der Kanal bei Starkregenereignissen entlastet wird. Die Wassermassen werden zwischengespeichert und in weiterer Folge in die Hauptkläranlage weitergeleitet und gereinigt.

"Die Niederschlagsintensität von Stundenniederschlägen nimmt zwischen sieben und zehn Prozent pro Grad Erwärmung zu", erklärt Herbert Formayer vom Institut für Meteorologie der Boku Wien. Kurze Starkniederschläge, wie sie etwa bei Gewitter vorkommen, haben also demnach eine klare Temperaturabhängigkeit.

Formayer hat Beobachtungsdaten von Wien in dieser Hinsicht ausgewertet: "Durch den beobachteten Temperaturanstieg von mehr als einem Grad in den letzten Jahrzehnten müssen wir davon ausgehen, dass hochintensive Niederschlagsereignisse häufiger werden und auch Intensitäten auftreten können, die man bisher in Wien nicht beobachtet hat. Durch den weitergehenden Klimawandel wird sich die Situation weiter verschärfen." (july, 16.3. 2016)