Wien – Havana Club wird nicht nur gern getrunken, sondern ist seit kurzem auch heiß umfehdet. Der bekannte kubanische Rum wird weltweit vom französischen Getränkeriesen Pernod Ricard vermarktet, mit einer Ausnahme: In den USA hält die auf den Bermudas registrierte Bacardi-Gruppe die Markenrechte. Mit der Annäherung zwischen den USA und Kuba flammt ein alter Rechtsstreit zwischen den Konzernen wieder auf.

Pernod Ricard ist seit 1993 sozusagen der offizielle Partner von Havana Club, dem traditionellen Rumhersteller, dessen Gründernachfahren nach Ausbruch der Revolution 1956 in die USA flüchteten. In den 1990er-Jahren holte Fidel Castro westliche Investoren ins Land, weil der Schnapsabsatz mit dem Zusammenbruch des Ostblocks ausgetrocknet war.

Embargo

Doch Lieferungen von Kuba in die USA waren wegen des Embargos Washingtons nicht möglich. In diese Bresche sprang der Barcardi-Konzern, der seinen Zuckerrohrschnaps in Puerto Rico brennt und Havana Club in den USA als Marke schützen ließ. Seither dominiert die weiße Bacardi-Flasche den Markt, der laut dpa sieben Milliarden Dollar schwer ist, mit einem Anteil von 20 Prozent.

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Rumfässer in der Brennerei in San José de las Lajas.
Foto: Reuters/Menghini

Das Tauwetter zwischen Kuba und den USA könnte nun eine Änderung herbeiführen. Pernod Ricard und seinem Partner Cubaexport ist es kürzlich gelungen, Havana Club beim Patentamt registrieren zu lassen. Vorerst zwar nur befristet, doch Bacardi muss langsam, aber sicher um einen Riesenmarkt bangen.

"Plötzlich und leise"

Bacardi sei der rechtmäßige Besitzer der Marke, wetterte der Konzern gegen die Vorgangsweise der US-Behörden nach dem Registrierungserfolg von Pernod Ricard. Vizechef Eduardo Sanchez forderte in einer Aussendung eine Erklärung Washingtons, warum diese "plötzliche und leise" Vorgangsweise gewählt wurde.

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In Bars gern gesehen und getrunken: Havana Club.
Foto: Reuters/Menghini

Dabei war es ausgerechnet die Bacardi-Gruppe, die auf wundersame Weise zu den Rechten an Havana Club kam. Ein auch als "Bacardi Bill" bekanntes Gesetz bestimmte 1998, dass Marken enteigneter Exilkubaner in den USA nicht geschützt werden können. Einziger praktischer Fall, der von der "Section 211" jemals profitierte: Bacardi.

Kämpfer für Exilkubaner

Als Kämpfer für die Rechte enteigneter Kubaner habe die Firma viele amerikanische Politiker auf ihrer Seite, mutmaßte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" kürzlich. 2012 ist die Bacardi-Vorherrschaft über Havana Club in den USA auch vom Obersten Gerichtshof bestätigt worden.

Doch seit dem Sommer hat sich einiges getan. Die USA und Kuba nahmen nach 50-jähriger Pause wieder diplomatische Beziehungen auf und sprechen seither über Reise- und Handelserleichterungen. Ein Luftfahrtabkommen, das täglich 110 Flüge zwischen Kuba und den USA erlaubt, wurde bereits unterzeichnet. Am 21. und 22. März steht der bisherige Höhepunkt des Tauwetters auf dem Programm: Barack Obama wird zu einem historischen Besuch in Kuba erwartet.

Ob dabei mit Havana Club angestoßen und das Markenrecht ausgeschnapst wird, lässt sich derzeit nur schwer vorhersagen. (as, 23.2.2016)