XXXLutz steht in Deutschland in der Kritik der Gewerkschaften.

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ürzburg/Wien – In Österreich hat der Welser Möbelriese XXXLutz den "Lernprozess" schon hinter sich. Nach Negativschlagzeilen rund um Arbeitszeitverstöße vor Jahren sei "das Gesprächsklima gut", heißt es seitens der Gewerkschaft GPA-djp. Einen Betriebsrat gäbe es zwar nicht, derzeit aber auch keine offenen Streitpunkte. In Deutschland ist hingegen Feuer am Dach. Die Deutschland-Zentrale der XXXLutz-Gruppe in Würzburg steht wegen der kurzfristigen Kündigung von fast 100 Mitarbeitern heftig in der Kritik, berichtet die FAZ.

Der Hintergrund: In einem Lager in Mannheim wurde demnach Anfang Februar 99 Mitarbeitern von heute auf morgen – und ohne Vorwarnung – der Zutritt zu ihren Arbeitsplätzen verweigert. Die Abteilung sei kurzfristig nach Würzburg verlegt worden. Das Unternehmen rechtfertigte die Aktion damit, dass es in Mannheim besonders viele Kunden-Beschwerden gegeben habe, Aufträge seien nicht bearbeitet worden. Über Jahre habe man versucht, das Problem zu lösen. Man musste irgendwann die Notbremse ziehen, sagt Alois Kobler, Mitglied der Geschäftsführung von XXXL Deutschland, wie die Marke im Nachbarland heißt, zur FAZ. Kobler gesteht aber auch ein: "Wir würden das nächste Mal nach einer besseren Lösung suchen".

Lernprozess

In Österreich will man die Vorgänge nicht kommentieren. "Österreich und Deutschland sind völlig getrennte Organisationen, mit jeweils komplett eigenem Management", heißt es auf Anfrage. Die deutsche Gewerkschaft Verdi hat zu den Vorgängen in Mannheim indes eine recht dezitierte Meinung: Das Lager habe zusätzliche Aufgaben zugewiesen bekommen, sagt Verdi-Sekretär Stephan Weis-Will. Weil es nicht ausreichend Mitarbeiter dafür gegeben habe, hätte sich das zwangsläufig auf die Bearbeitung von Aufträgen ausgewirkt. Verdi ist mit einer Klage beim Arbeitsgericht gescheitert, will aber Rechtsmittel beim Landesarbeitsgericht Baden-Würtemberg einlegen. 32 der 99 Mitarbeiter sind laut FAZ bisher an andere XXXL-Gesellschaften vermittelt worden. Für den Rest will Helmuth Götz, Sprecher der Geschäftsleitung von XXXL Deutschland rasch mit dem Betriebsrat über einen Sozialplan verhandeln. "Wir müssen es in Zukunft besser hinkriegen", spricht er von einem "Lernprozess", der eingesetzt habe.

Gewerkschafter Weis-Will will daran nicht so recht glauben. "Ich halte das für eine Ausrede. Die Firma gilt bei uns als rustikaler Arbeitgeber. So eine kalte Aktion gab es bei uns in der Region aber noch nie", sagt er dem STANDARD. Probleme hätte es aber schon andernorts gegeben. Am Wochenende will Verdi die Mannheimer mobilisieren, mit "Stühlen am Paradeplatz" zu protestieren. (rebu, 23.2.2016)