Groß war die Verwunderung, als Samsung im vergangenen Jahr seine Flaggschiffe Galaxy S6 und S6 Edge ohne Speicherkartenslot und ohne wasserdichtes Gehäuse vorstellte. Der europäische Marketingchef Stephen Taylor erklärte damals, dass man aufgrund des Gehäuses aus Metall und Glas Kompromisse eingehen musste.

Ein Jahr später hat Samsung beides auf die Reihe bekommen: Galaxy S7 und S7 Edge sind in einen schicken Metall-Unibody gehüllt, bei dem man nun nicht mehr auf die Speicherkartenerweiterung und die Wasserdichte verzichten muss. Der WebStandard konnte die neuen Android-Smartphones auf dem Mobile World Congress in Barcelona einer ersten Begutachtung unterziehen.

Design-Treue

Vieles hat sich optisch nicht verändert. Beim Edge S7 sind wieder beide Kanten abgerundet und bieten zusätzliche Funktionen zum schnellen Aufrufen von Kontakten, Informationen und Apps. Das S7 kommt im klassischen Design. Eine Spur schlanker sind die beiden Smartphones aber geworden und gegen das Eindringen von Wasser nach IP68 geschützt. Sie können somit bis zu 30 Minuten unter Wasser bleiben ohne Schaden zu nehmen. Die Vorgänger waren wie erwähnt nicht gegen Wasser geschützt. Samsung hat sich die Kritik zu Herzen genommen. Vor allem aber der zurückgekehrte Micro-SD-Kartenslot dürfte viele Nutzer freuen, die auf ihrem Gerät genügend Speicher vorfinden und sich nicht auf Cloud-Speicher verlassen wollen. In einigen Ländern wird der Micro-SD-Kartenslot auch alternativ für eine zweite Sim-Karte genutzt werden können. Ein Ärgernis bleibt die Hochglanzoberfläche, die extrem anfällig ist für unschöne Fingertapper.

Beim Design hat sich nicht sehr viel verändert – links das Galaxy S7 Edge, rechts das normale S7.
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Kein Hingucker: die Hochglanzrückseite mit Fingertapper.
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Mit der S7-Serie bringt Samsung den Micro-SD-Kartenslot zurück.
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Always-on-Display

Das Display beim S7 ist gleich groß ist wie beim Vorgänger S6. Das Smartphone bietet einen gestochen scharfen 5,1 Zoll großen Super-Amoled-Screen mit Quad-HD-Auflösung – das ergibt eine hohe Pixeldichte von 577 ppi. Das neue Edge-Modell kommt mit einem 5,5 Zoll großem Display mit 534 ppi. Das S6 Edge kam auf 5,1 Zoll, das S6 Edge+ auf 5,7 Zoll.

Dank neuer Always-on-Funktion wird Uhrzeit oder Kalender stets angezeigt.
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Neu ist das Always-on-Display. Auf Wunsch werden bestimmte Infos wie Uhrzeit oder Kalender ständig eingeblendet. Auch LG hat bei seinem neuen Flaggschiff G5 dieses Feature integriert. Beide Unternehmen verweisen darauf, dass man täglich dutzende Male auf das Smartphone schaut, um etwa die Uhrzeit abzulesen. Dabei wird das Display immer vollständig aktiviert und das kostet Strom. Beim Always-on-Display sind diese Infos ständig zu sehen – es sei denn das Gerät wird mit dem Display nach unten hingelegt oder befindet sich in einer Tasche. Wie sich das auf die Akkuleistung auswirkt, muss erst ein ausführlicher Test zeigen. Praktisch ist die Funktion allemal. Eventuell schneiden sich die Hersteller damit jedoch ins eigene Fleisch, zumal Smartwatches eigentlich auch dafür gedacht sind, dass man nicht ständig das Handy aktivieren muss um bestimmte Infos abzurufen.

Die Kamera ragt nicht mehr so weit aus dem Gehäuse hervor. Ganz flach schließt sie aber noch nicht ab.
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Kamera

News gibt es auch bei der Hauptkamera. Einerseits ragt diese auf der Rückseite nicht mehr so weit aus dem Gehäuse hervor, was sie weniger anfällig für Kratzer macht und schlicht besser aussieht. Andererseits will Samsung die Hauptkamera nun dahingehend verbessert haben, dass sie besser mit schlechten Lichtsituationen zurecht kommt und schneller fokussiert. Dafür sorgen eine f/1.7-Blende und größere Pixel. Die Megapixelanzahl wurde hingegen von 16 auf 12 zurückgeschraubt.

Zudem verfügen alle Pixel über zwei Fotodioden anstatt einer, weshalb der Sensor schneller fokussieren kann. Dual Pixel nennt Samsung das und vergleicht es mit den menschlichen Augen. Im kurzen Hands-on waren die Fotos tatsächlich blitzschnell scharf gestellt. Allerdings konnte die Kamera nur bei hellem Kunstlicht ausprobiert werden. Hinzu kommen neue Software-Features wie bewegte Panoramabilder und eine Funktion, mit der man "Wide Selfies" mit mehr Personen aufnehmen kann. Die neuen Software-Funktionen von Samsungs Kamera-App sind nette Spielereien, erhöhen allerdings auch die Komplexität. Mitunter braucht man etwas Zeit, um sich im Menü zurechtzufinden. Die Frontkamera bleibt mit 5 Megapixel unverändert.

Die Funktionen für die Kanten des Edge können stärker angepasst werden.
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Apropos Software: hier setzt Samsung auf die neueste Android-Version 6.0 Marshmallow mit den üblichen Anpassungen. Für die Kantenfunktionen des Galaxy S7 Edge hat der Hersteller kürzlich ein SDK veröffentlicht, sodass auch Dritthersteller eigene Anwendungen dafür programmieren können.

Mehr Akkuleistung

Hochgefahren wurde die Akkuleistung von 2.600 mAh auf 3.000 mAh beim S7 und 3.600 mAh beim S7 Edge. Das dürfte eine merkbare Verlängerung der Laufzeit zufolge haben, was beim Hands-on jedoch nicht ausprobiert werden konnte. Samsung hat zudem ein neues Kühlsystem verbaut, was eine schnelle Erhitzung des Metallgehäuses verhindern soll. Im Test wurde zumindest das Galaxy S7 Edge allerdings doch nach ein paar Minuten ausprobieren der Kamera, Games und anderer Funktionen ziemlich warm.

Samsung will seine Smartphones für Gamer interessanter machen.
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Der Game Launcher bietet verschiedene Features für Spielefans.
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Stärkerer Fokus auf Games

Mit Games fällt auch das nächste Stichwort, auf das Samsung bei den neuen Geräten besonderes Augenmerk legt. Dafür holte das Unternehmen den Epic-Games-CEO Tim Sweeney auf die Präsentationsbühne, der kurz über die Spielekapazitäten der neue Serien referierte. Neu ist etwa die Vulkan-Schnittstelle, die grafisch detailreichere Spiele ermöglichen soll. Sie erinnert an Apples Metal API, das mit iOS 8 eingeführt wurde.

Mit dem Game Launcher können zudem alle Spiele an einer zentralen Stelle aufgerufen werden. Man kann Benachrichtigungen stumm schalten, Screenshots vom aktuellen Spielescreen anfertigen oder die Spielesession komplett aufnehmen. Das Praktische daran: Das alles lässt sich über ein neues Menü direkt während des Spiels erledigen. Der Octacore-Prozessor (Snapdragon 820 oder Samsung Exynos 8890 je nach Region) liefert die entsprechenden Pferdestärken für Gaming. Ergänzt werden diese durch 4 GB Arbeitsspeicher.

Fazit

Das Galaxy S7 und S7 Edge liefern keine bahnbrechenden Neuheiten im Vergleich zu den Vorgängern. Samsung bringt aber stark nachgefragte Features wieder zurück – Speicherkarten und Wasserdichte – und führt praktische neue Funktionen ein – Always-on-Display, eine bessere Kamera und mehr Akkuleistung. Somit machen beide Smartphones auf den ersten Blick einen guten Eindruck.

Die Neulinge kommen am 11. März auf den Markt – das S7 wird 699 Euro kosten, das S7 Edge 799 Euro. Preislich liegt Samsung damit einmal mehr im High-End-Bereich mit seinen Smartphones, was Kunden der letzten oder vorletzten Generation von einem Wechsel abhalten könnte. Dafür versucht Samsung mit einem speziellen Zuckerl zu locken: Wer eines der beiden Smartphones schon vorbestellt, bekommt das Gear-VR-Headset dazu geschenkt. (Birgit Riegler aus Barcelona, 22.2.2016)