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Donald Trump, bissig und siegreich.

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Nach der Niederlage in South Carolina war Schluss: Jeb Bush beendete wenig ruhmreich seine Wahlkampagne.

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Legt man die Geschichte der US-Vorwahlen zugrunde, so ist Donald Trump auf dem sicheren Weg zur Präsidentschaftskandidatur: Hat ein Republikaner sowohl in New Hampshire als auch in South Carolina den innerparteilichen Wettstreit gewonnen, ist er bisher noch immer zum Kandidaten fürs herbstliche Finale im Kampf ums Weiße Haus gekürt worden.

Trump kam in beiden Staaten als Erster ins Ziel. Morgen, Dienstag, dürfte er auch in Nevada die Nase vorn haben, und am 1. März folgt der Test, der bereits die Weichen stellen kann: Am "Super Tuesday" wird in zwölf der 50 Bundesstaaten gewählt, wobei der "Bibelgürtel" stark ins Gewicht fällt. Die mögliche Vorentscheidung fällt also in einem Milieu, das dem South Carolinas ziemlich ähnelt.

Großmäuliger Populist mit Fan-Gemeinschaft

Trumps Sieg im "Palmetto State" wirft die Frage auf, ob sein Durchmarsch noch zu stoppen ist. Er zeigt, dass sich der großmäulige Populist auf eine so stabile Gefolgschaft stützen kann, dass ihm sein verbaler Stil eines Raufbolds nichts anzuhaben scheint – auch wenn er anderen längst zum Verhängnis geworden wäre.

Trumps treueste Anhänger sind Weiße ohne Collegeabschluss, die dem Kabinett Barack Obamas ebenso wie den republikanischen Fraktionsspitzen im Kongress maßgeblich die Schuld am eigenen sozialen Abstieg geben.

Pfeif auf die Korrektheit

In einem rabiaten Milliardär, der illegal Eingewanderte zu deportieren und nach China oder Mexiko abgewanderte Arbeitsplätze zurückzuholen verspricht, glauben sie einen Sprecher gefunden zu haben, der ihrem Frust Ausdruck verleiht; dem sie applaudieren, weil er sich nicht an die Political Correctness hält.

Vorausgegangen war eine turbulente Woche, in der Trump einmal mehr im Mittelpunkt stand. Seine Rivalen erinnerten an Atlantic City, wo er vor über zwei Jahrzehnten eine Witwe aus ihrem Haus zu vertreiben versuchte, weil er das Grundstück für den Parkplatz eines Casinos brauchte. Und als er anmerkte, George W. Bush trage die Verantwortung für die Anschläge vom 11. September 2001, quittierte dies das Publikum im Saal mit Buhrufen.

Papst und blutgetränkte Gewehrkugeln

Es folgte ein Fernduell mit dem Papst, dann kam Trump mit der zweifelhaften Geschichte, wonach US-General John Pershing Gewehrkugeln in Schweineblut getaucht haben soll, bevor er muslimische Aufständische auf den Philippinen hinrichten ließ. Jeder andere wäre gestolpert. Nicht Trump.

Punkten konnte er aber auch bei Evangelikalen, die ihm den Vorzug vor dem bibelfesten Texaner Ted Cruz gaben. Wohlgemerkt, einem in dritter Ehe verheirateten, oft aufs Profanste fluchenden New Yorker, der einst Glücksspielhallen gebaut hatte. Dass 34 Prozent der Evangelikalen für Trump stimmten, ist die eigentliche Überraschung von South Carolina.

Hoffnungen ruhen auf Rubio

Die Hoffnungen der Parteigranden, Trump noch abzufangen, ruhen nun auf Marco Rubio. Der telegene, jugendliche Senator aus Florida, hat sich bemerkenswert rasch von der Schlappe in New Hampshire erholt. Heute spielt er unangefochten den Part, den eigentlich Jeb Bush zu spielen gedachte: Der Sohn kubanischer Immigranten ist der Favorit des Establishments.

Während Bush daran scheiterte, dass er allein schon mit seinem Familiennamen für die Vergangenheit steht, und daher aus dem Rennen ausstieg, reklamiert Rubio die Zukunft für sich. Seine Chance liegt eindeutig und allein in der Abneigung, die Wähler mit Hochschulabschluss und gutem Einkommen gegenüber Trump empfinden. So fest sich der Prahlhans auf seine Fans verlassen kann, so ausgeprägt ist die Skepsis im republikanischen Mainstream: 43 Prozent der Parteimitglieder haben eine negative Meinung von ihm.

Auf der anderen Seite konnte sich indes Hillary Clinton in Nevada gegen Bernie Sanders durchsetzen, allerdings auch dieses Mal wieder nur relativ knapp. Auch bei den Demokraten bleibt das Rennen also offen. (Frank Herrmann aus Washington, 22.2.2016)