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Deutsche Senioren sind für den österreichischen Tourismus eine wichtige Zielgruppe.


Foto: AP/Roland

Wien/Hamburg – Im Vorjahr haben die für den heimischen Tourismus wichtigsten Auslandsgäste, die Deutschen, weniger häufig in Österreich Urlaub gemacht. Zwar ist Österreich in der jüngsten Tourismusanalyse der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen weiterhin viertliebstes Auslandsreiseziel der Deutschen – aber mit abnehmender Tendenz.

"Keine touristische Region hat in den letzten zehn Jahren so viele deutsche Gäste verloren wie die Alpenrepublik", sagt Ulrich Reinhardt, wissenschaftlicher Leiter der Hamburger Stiftung, die eine Initiative von British American Tobacco (BAT) ist. Hauptgrund für den Rückgang ist die steigende Beliebtheit mediterraner Ziele wie Spanien und Italien. Auch Bayern ist zum direkten Konkurrenten aufgestiegen. "Österreich ist für die Deutschen zum Zweiturlaubsland geworden."

Unsichere Lage

Heuer nun könnte Bewegung in das typische deutsche Motivationsbündel für Reisen kommen. Wegen der unsicheren politischen Lage rund ums Mittelmeer könnten Türkei, Ägypten und Griechenland weniger häufig angeflogen werden.

"Viele Bundesbürger sind zunehmend verunsichert und stellen die wichtigste Voraussetzung für den Urlaub überhaupt infrage: die Sicherheit vor Ort", heißt es in der BAT-Analyse.

Urlaub im eigenen Land

Doch wird davon die nahe, sichere Destination Österreich nicht unbedingt profitieren, analysiert Reinhardt. Die Deutschen seien zukunftspessimistischer geworden; das könne dazu führen, dass es heuer überhaupt "etwas weniger Personen sein werden, die ihr vertrautes Umfeld für wenigstens fünf Tage verlassen", so die BAT-Analyse. Schon im Vorjahr sank die Reiseintensität der Deutschen erstmals seit 2010; heuer dürfte sich das fortsetzen.

Außerdem ist der typische deutsche Österreich-Urlauber, vor allem der Sommergast, älter als der typische Sonnenreisende nach Spanien oder Italien. Der Pessimismus der älteren Generationen lässt sie eher zögern als die mittlere Generation, die deutlich optimistischer in die Zukunft blickt. Und diese älteren Reisenden scheuen derzeit Grenzübertritte angesichts der Flüchtlingssituation, auch nach Österreich, so Reinhardt.

Fazit: Urlaub in Deutschland dürfte 2016 für Deutsche der große Hit werden.

Zielgruppenorientierung gefordert

Doch sei die österreichische Tourismusbranche auch selbst daran schuld, dass immer weniger Deutsche kommen, sagt Reinhardt. "Man kann nicht jeden glücklich machen und nicht jede Zielgruppe ansprechen", sagt er zum STANDARD. Trotz möglicher Rückgänge heuer solle sich die Branche auf die finanziell gut situierte ältere Generation konzentrieren und diese als Kernzielgruppe aufbauen. (Johanna Ruzicka, 22.2.2016)