Wenn Ingrid Felipe, Landeshauptmann-Stellvertreterin aus Tirol, die "Repräsentantin einer neuen Frauengeneration der Grünen" ist, wie sie von Parteichefin Eva Glawischnig als ihre neue Stellvertreterin im Bundesvorstand der Partei willkommen geheißen wurde, dann ist Maria Vassilakou, die sich aus ebendieser Funktion zurückgezogen hat, wohl Repräsentantin einer nicht ganz so neuen Frauengeneration – zu der sich dann zwangsläufig aber auch Glawischnig zählen müsste.

Von einem Generationswechsel kann man anlässlich dieser Personalrochade in der Chefetage aber kaum reden, eher von einer emotionalen Bereinigung persönlicher Animositäten – und von inhaltlichen Differenzen. Die Bruchstelle bei den Grünen verläuft nicht mehr zwischen Realos und Fundis, sondern zwischen Idealos und Realos.

Die Grünen tun sich schwer mit einer Positionierung in der Flüchtlingsdebatte, die derzeit alles andere überdeckt. Die Idealos stehen bedingungslos aufseiten der Flüchtlinge, ein hehres Anliegen. Die Realos machen immer stärker darauf aufmerksam, dass die öffentliche Debatte längst in eine andere Richtung läuft und dass sich auch die Grünen überlegen müssten, welche Aufnahmekapazitäten es gibt und wie sich denn die Asylzahlen auf den Arbeitsmarkt auswirken. Wenn sie ernst genommen werden wollen, müssen sich die Grünen dieser Debatte – und der Realität – stellen, ohne gleich einem Rechtsruck nachzugeben. (Michael Völker, 19.2.2016)