Zuletzt wurden renommierte Journalisten verhaftet, so etwa der Chefredakteur von "Cumhuriyet", der ältesten türkischen Tageszeitung, Can Dündar,

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Ankara/Athen – Der eine war plötzlich ein "nationales Sicherheits risiko", wie er an der Passkontrolle am Flughafen erfuhr. Die andere musste mangels Ausstellung einer Aufenthaltsgenehmigung das Land verlassen und kann nur über den Grund spekulieren – ihren deutschen Partner vielleicht, der türkisch-kurdische Wurzeln hat.

Ausländische Journalisten, die in der Türkei arbeiten wollen, berichten in diesen Wochen über zunehmende Schwierigkeiten.

Nach der Landung in Istanbul festgenommen

Der Fall von Claus Blok Thomsen, einem Journalisten der dänischen Tageszeitung Politiken, der Anfang Februar nach der Landung in Istanbul festgenommen und nach einer Nacht in Gewahrsam wieder abgeschoben worden war, hat ein diplomatisches Nachspiel; ebenso wie jener der Nahost-Korrespondentin der dänischen Tageszeitung Aftenposten, Silje Kampesæter. Sie ist seit 1971 die erste Mitarbeiterin des Blatts, die ein Land verlassen muss; während des Kalten Kriegs wurde der Moskau-Korrespondent von Aftenposten aus der Sowjetunion hinausgeworfen.

Der Nato-Partner Türkei zieht die Zügel der eigenen Medien im Land schon seit längerem an. So führte etwa die Auseinandersetzung zwischen der konservativ-islamischen Regierung und dem Netzwerk des in den USA lebenden Predigers Fethullah Gülen – einem früheren Verbündeten der regierenden AKP – zuletzt zur Inhaftierung renommierter Journalisten wie im Falle Mehmet Baransus von Taraf oder des Chefredakteurs von Cumhuriyet, der ältesten türkischen Tageszeitung, Can Dündar, und ihres Bürochefs in Ankara, Erdem Gül.

Folgen des Gülen-Konflikts

Dündar und Gül hatten über einen mutmaßlichen Waffentransport des türkischen Geheimdiensts zu Rebellen nach Syrien berichtet. Das Video, das türkische Gendarme bei der Inspizierung des Lkw-Transports zeigt, dürfte ihnen vom Gülen-Netzwerk zugespielt worden sein.

Ausländische Journalisten in der Türkei spüren nun auch den Druck. "Die türkische Regierung ist so gewohnt, ihre eigene nationale Presse zu kontrollieren, dass Medien außerhalb ihrer Kontrolle wie ein rotes Tuch für ihren rasenden Bullen sind", schrieb nun Andrew Finkel, ein US-Journalist, der seit 1989 in Istanbul lebt und dort die unabhängige Plattform P24 mitgründete.

Die Sicherheitslage im Südosten der Türkei und ein Wechsel beim Presseamt gelten auch als Gründe für Verzögerungen bei den Akkreditierungen dieses Jahr. Drei Korrespondenten deutscher Medien warten immer noch auf ihre Presseausweise. (Markus Bernath, 21.2.2016)