Kassiert.

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Ausgeteilt, und wie.

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Festgehalten.

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Also sprach Valencias Stürmer Alvaro Negredo, der um knapp 30 Millionen Euro von Manchester City gekauft wurde: "Die Europa League ist für uns genauso wichtig wie die spanische Liga, doch wäre es für uns und unsere Fans noch viel schöner gewesen, in der Champions League zu spielen." Trainer Gary Neville hörte die Worte seines Kapitäns und änderte die Startformation im Vergleich zum 2:1 in der Meisterschaft gegen Espanyol Barcelona an gleich acht Positionen. So viel zur Wichtigkeit, andererseits muss ja der gesamte, qualitativ hochstehende Kader irgendwann beschäftigt werden. Rapid bezeichnete der Engländer als "starke und sehr gut eingespielte Mannschaft". Er sollte total daneben liegen.

Rapid wäre natürlich auch lieber in der Champions League beschäftigt gewesen, aber es hat halt nicht sein sollen. Trainer Zoran Barisic rotierte selbstverständlich nicht, die Demut vor der Herausforderung, vor der wunderbaren Aufgabe, verbietet das. Nur Philipp Schobesberger stürmte anstelle von Thomas Murg.

Das ehrwürdige Estadio Mestalla, die Tribünen gelten als die steilsten in Europa, war passabel gefüllt, die Fans von Valencia mögen den Fußball mit all seinen Bewerben. Rapid wollte rein theoretisch präsent sein, kompakt verteidigen, Nadelstiche setzen. Die Praxis sah dann so aus: 4. Minute: Schneller Angriff der Spanier, Andre Gomes narrt Außenverteidiger Mario Pavelic, den Querpass verwertet Santi Mina zum 1:0. 10. Minute: Rapid schläft weiter tief, nahezu komatös. Der Versuch einer Abseitsfalle misslingt geradezu kläglich, Mina schickt Daniel Parejo ins Loch, der macht das 2:0. Tormann Richard Strebinger schüttelt den Kopf, es sollte ein Dauerzustand werden.

Rapids Hilflosigkeit, Armselikeit und Chaos, das kollektive Versagen, waren fast schon wieder faszinierend. 24. Minute: Der bestens aufgelegte Mina erzielt das 3:0. Erinnerungen an den 27. März des Jahres 1999 keimten auf, die österreichische Nationalmannschaft unterlag damals im Mestalla der spanischen mit 0:9.

Hofmanns Erlösung

28. Minute am 18. Februar 2016: Negredo erhöht auf 4:0, Mina war erneut der Vorbereiter. Sollte Rapid eine Abwehr haben, muss sie in Hütteldorf geblieben sein. Das galt übrigens auch fürs Mittelfeld und den Angriff. 35. Minute, die Pein wird fortgesetzt. Obwohl es langweilig ist, legt der famose Mina für Gomes auf, der das 5:0 besorgt. Fazit der ersten Halbzeit: Hoch gewinnt Rapid nicht mehr. Kapitän Steffen Hofmann schied leicht angeschlagen aus, eine persönliche Erlösung, aufgrund seiner Verdienste war es dem 35-Jährigen durchaus gegönnt.

Die Komödie hatte logischerweise auch einen zweiten Akt. Valencia zeigte in diesem ein bisserl Mitleid, das ist im Fußball eine ganz grauenhafte Gefühlsregung. 59. Minute, ein nahezu historischer Moment im Mestalla: Rapid hat eine Torchance, Matej Jelic vergibt sie. 89. Minute: Rodrigo trifft zum 6:0, das ist mehr als Kosmetik, das besiegelt die höchste Rapid-Niederlage auf internationaler Ebene. Das 2:7 beim AC Milan im Viertelfinale des Meistercups 1956 ist quasi aus den Rekordlisten gelöscht.

"Sie haben uns brutal auf dem falschen Fuß erwischt. Wir sind gedanklich nie ins Spiel gekommen, haben einfachste Fehler gemacht." Also sprach Rapids Sportdirektor Andreas Müller. Das Rückspiel gegen Valencia, den Zwölften der spanischen Liga, findet trotzdem statt. Und zwar am 25. Februar ab 19 Uhr im Happel-Stadion. Barisic wird rotieren. Weil es wurscht ist. (Christian Hackl, 18.2.2016)

Europa League, Sechzehntelfinal-Hinspiel, Donnerstag

Valencia – SK Rapid Wien 6:0 (5:0)
Estadio Mestalla, 35.000 Zuschauer, SR Miroslav Zelinka (CZE), Rückspiel am kommenden Donnerstag (19 Uhr) im Ernst-Happel-Stadion

Tore:
1:0 (4.) Mina
2:0 (10.) Parejo
3:0 (25.) Mina
4:0 (29.) Negredo
5:0 (35.) Gomes
6:0 (89.) Rodrigo

Valencia: Ryan – Cancelo (76. Barragan), Santos, Vezo, Gaya – Parejo (59. Fuego), Danilo, Gomes (68. Rodrigo) – Mina, Negredo, Piatti

Rapid: Strebinger – Pavelic, Sonnleitner, M. Hofmann, Stangl – Petsos, Schwab – Schobesberger (87. Alar), S. Hofmann (45.+1 Grahovac), F. Kainz (46. Murg) – Jelic

Gelbe Karten: Cancelo bzw. Schwab, Grahovac, Petsos